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Die Konjunktur im Griff der Corona-Krise
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Die aktuellen Konjunkturzahlen per Ende März 2020 spiegeln den massiven, pandemiebedingten Abschwung wider. Dabei ist Bekleidung von der Krise deutlich stärker getroffen als Textil. Auch Importe und Rohstoffeinfuhren gehen weiter zurück, und auch die bisherige Stütze der Bekleidungsindustrie, der Export, verliert gegenüber dem Vorjahr. Kurzfristig werden sich die Zahlen nicht verbessern, da die „Lockdown“-Maßnahmen erst Ende März implementiert wurden. Auch die ifo-Zahlen geben noch keinen entscheidenden Hinweis auf die Trendwende.

Die Corona-Pandemie macht sich im Monat März deutlich bemerkbar: Die Umsätze sinken massiv, insbesondere bei Bekleidung (-28,4 %), weniger bei Textil (-3,7 %). Bei Textil kann die Vliesstoffindustrie deutlich zulegen, was aber die teils zweistelligen Verluste der übrigen Segmente nicht ausgleichen kann. Bei Bekleidung kann zwar die Arbeits- und Berufsbekleidung Zuwächse verbuchen, allerdings müssen hier die übrigen Segmente Umsatzeinbußen von teils über 40 % hinnehmen. Die Branche insgesamt liegt per März jetzt bei einem Minus von -6,5 %.

Die Beschäftigung nimmt weiter ab. Ende März waren es -3,7 % bei Textil und -6,8 % bei Bekleidung im Vergleich zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Dabei ist zu beachten, dass der tatsächliche Abbau von Kapazitäten berücksichtigt wird, Kurzarbeiter und ruhende Arbeitsverhältnisse sind hiervon nicht betroffen.

Auch die inländische Produktion1) sinkt, und zwar auch hier sehr deutlich bei Bekleidung (-20,8 % im März), weniger bei Textil (-5,3 %).

Bei den Auftragseingängen das gleiche Bild: massiver Rückgang bei Bekleidung im Monat März (-9,6 %) hoher Rückgang bei Textil: (-3,4 %). Die Erzeugerpreise steigen über die vergangenen Monate unverändert nur leicht an, insbesondere Textil kann seit geraumer Zeit kaum höhere Preise durchsetzen. Diese Tendenz bleibt weiter bestehen. Bei Textil steigen die Preise nur minimal (+0,3 % per März), bei Bekleidung etwas stärker (+0,8 %).

Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel geht aufgrund der im März erlassenen Maßnahmen massiv um -52,5 % zurück, während der gesamte Einzelhandel, getrieben durch Segmente wie Nahrungsmittel oder Baumärkte, sogar leicht zulegen kann. Auch der Internet-Einzelhandel war bei Textil und Bekleidung im Monat März rückläufig.

Für den April ist mit einem noch stärkeren Rückgang zu rechnen, da der „Lockdown“ erst Ende März verfügt wurde.

Auch beim Außenhandel2) zeigt sich die Corona-Krise: Selbst das Bekleidungssegment exportiert seit März weniger, bisher stieg dieser Wert über viele Monate an. Für die ersten drei Monate sinken die Exporte bei Textil um -6,2 %, bei Bekleidung um -5,4 %. Die Importe sinken ebenfalls, und zwar per März um -3,1 %.

Der Einfuhrüberschuss steigt damit per März um 3,6 %. Die Rohstoffeinfuhren sinken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um -21,7 %, auch hier ist die Corona-Krise deutlich sichtbar.

ifo-Konjunkturklimaindex Mai 2020
Im Mai gibt es erste Anzeichen einer leichten Stimmungsverbesserung beim ifo-Index, allerdings von einem historisch niedrigen Niveau aus. Dabei folgt die Stimmung bei Textil der Industrie insgesamt mit einer leichten Aufwärtsbewegung. Lage und Aussichten bei Bekleidung sind auch beim ifo-Index deutlich schlechter. Sie sinken auf einen weiteren Tiefstand. Besonders bedenklich ist, dass die Erwartungen für die kommenden Monate bei Bekleidung weiter gesunken sind, während sie sich bei Textil etwas erholt haben. Insgesamt bleibt die Hoffnung auf den Beginn einer Erholung ab Juni, da sukzessive die Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise gelockert werden.