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Re'aD – Summit zur angewandten digitalen Transformation

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Am Dienstag, den 28. November, trafen sich Vertreter unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche in Düsseldorf bei Re’aD, dem neuen Forum zur digitalen Transformation. Damit der Transformationsprozess aus dem Analogen ins Digitale gelingt – in der gesamten Supply Chain. Anhand von Best Practice Beispielen informierten Anwender – aus Konsumgüter- und Lifestyle-Industrien, Mode und Textil, Interior und Automotive – darüber, wie sich Zeit und Kosten sparen lassen sowie kreative Workflows und auch Druckprozesse digital beschleunigen, präsentierten neue Soft- und Hardwarelösungen und zeigten auf, wie die Sicherheit in der Cloud gewährleistet ist.

Es gibt viel Nachholbedarf
Digitalisierungsprozesse von der Messung über das virtuelle Prototyping bis hin zum digitalen Marktplatz – Information und Lösungsvorschläge, wie sich das Reale im Digitalen abbilden lässt, aber auch nachdenkliche Aspekte: Bei Re’aD berichteten Experten und User aus ihren Erfahrungsbereichen – mit dem Blick über den Tellerrand in angrenzende designorientierte Branchen. Informieren, präsentieren, orientieren – dazu gehört auch die Netzwerkstruktur – um sich selbst zu verorten wie auch wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Durch Digitales verschmelzen Wertschöpfungsbereiche.“
Die Digitalisierung hat sich auch das Land auf seine Fahne geschrieben. Auch darum übernahm das Wirtschaftsministerium NRW die Schirmherrschaft.
„Veranstaltungen wie diese sind sehr wichtig, um sich ein eigenes Bild zu machen, zu orientieren!“ begrüßte Hans-Jürgen Alt, Geschäftsführung VDMA NRW, Clustermanagement ProduktionNRW, die zahlreich erschienenen Besucher beim ersten Re’aD Summit für digitale Transformation.

„Es gibt kein Patentrezept. Jedes Unternehmen braucht eine eigene Strategie“, hob Alt die Bedeutung des Forums hervor, „Es sind Kooperationen gefragt, um Wissen zu teilen. Deutschland und NRW sollten hier eine Vorreiterrolle übernehmen und die Digitalisierung stärken.“

„Um Daten zu teilen, brauchen wir erst mal Datenautobahnen“ lieferte Guido Brackelsberg von Setlog, der moderierend durch das Programm führte, das Stichwort für Hagen Rickmann von der Telekom Deutschland.

Chance oder Risiko?
Unter dem Titel „Digitale Dividende“ zeigte Rickmann anhand konkreter Beispiele auf, wie Unternehmen von der Digitalisierung profitieren können. „Geschwindigkeit ist eine der
wesentlichen Komponenten“. Sprachgesteuerte Systeme, die Beeinflussung durch künstliche Intelligenz, individualisierbare Produkte, „auch Virtual Augmented Reality ist Bestandteil unseres täglichen Lebens“– Rickmann klärte über die Risiken, aber vor allem die Möglichkeiten auf, die die Digitalisierung mit sich bringt. „Wir stehen vor einer Riesen Chance, die nicht nur die Wirtschaft verändern wird, sondern auch die Gesellschaft. Veranstaltungen wie diese tragen dazu bei, die Chancen zu sehen.“

Zum Veränderungsprozess hin zu etwas Neuem gehöre auch die so genannte „schöpferische Zerstörung“, wenn Produktionsfaktoren auf eine neuartige Weise kombiniert werden. „Vereinfachung ist eine Riesen-Herausforderung“, die Kombination mit Technologie. Es gehe nicht um ein Ob, sondern das Wann.

„Die digitale Transformation ist bei den Menschen schon sehr viel weiter als in der Wirtschaft“
Stefan Grünewald, Diplom-Psychologe und Gründer des Rheingold Instituts, wechselte die Perspektive und veranschaulichte auf sehr unterhaltsame Weise, was die Digitalisierung mit den Menschen macht. Durch das Smartphone habe der Mensch plötzlich ein neues Körperteil. Als Werkzeug sei Digitales ungeheuer hilfreich, die Digitalisierung schaffe es, Prozesse zu vereinfachen. Gleichzeitig gerieten wir in einen Erwartungsüberschuss. Grünewald appellierte im Land der Dichter und Denker weiterhin an „kreative, verrückte Ideen“, eine gefühlsmäßige Einbettung, eine produktive Rhythmik von Effizienz und Innehalten. „Big Data allein führt noch nicht automatisch zu Innovationen.“

„Wir heben die Grenze zwischen real und virtuell einfach auf.“
Computergenerierte Bilder, Produktmuster, Anpassungen – virtuelle Präsentationen, obwohl das Produkt noch gar nicht fertig ist – Dr. Tobias Rausch von X-rite Pantone präsentierte die innovativen Technologien und Geräte, mit denen sich der kreative Prozess erheblich vereinfachen und beschleunigen lässt – und die die Zukunft der Produktentwicklung maßgelblich beeinflussen. Von der Vermessung des Materials bis zum computergenerierten Prototyp. Der Vorteil ist, dass man kein Original-Fotomuster bauen müsse. Die Ausstattung ändern, unterschiedliche Farben – „da ist man ganz schnell bei 100.000 bis 1 Million Varianten.“

Wegweiser durch die Digitalisierungskette
Mit Marc Freyberg, Marketingleiter von BRAX, wurde der Einsatz der digitalen Möglichkeiten am Beispiel „Dirk“, eines klassischen Hemdes – von der Idee bis zur Warenpräsentation am POS –deutlich: Produktentwicklung, Produktion, Omnichannelbereich. „9 Millionen Teile im Jahr – jedes Teil kommt einmal zu uns in den Teutoburger Wald“. Es werde wertvolle Zeit in unnötigen Prozessen aufgebracht – von der Designscouterin bis zum Abgleich der Farbschnipsel beim Stoffproduzenten und darüber hinaus – ein Wahnsinnsaufwand. „Bis dass man einen Stoff hatte dauerte es Monate, vor allem der richtige Farbton“. Hier komme ColorDigital zum Einsatz, „hier lässt sich Zeit und Geld sparen“.

Epson ermöglicht spektakuläre Digitalprints
Mit Farben kennt sich Richard Quinn aus. Der Designer, der erst vor einem Jahr sein Studium an der renommierten Londoner Modeschule Central Saint Martins beendete, realisiert in Kooperation mit EPSON Druckern spektakuläre Prints. Powermasks – Ganzkörperanzüge mit überdimensionalen Druckmotiven werden direkt auf den Körper digitalisiert. Aber auch Sofas lassen sich kundenspezifisch entsprechend visualisieren. Kreativität und Schnelligkeit sind hier gefragt – insbesondere wenn man mit prominenten Kunden wie Lady Gaga, Tim Walker oder John Lewis zu tun hat. Bei Re’aD gab er einen Einblick in sein Schaffen und die innovativen Möglichkeiten des Digitaldrucks.

Vom 2D-Print zur 3D-Visualisierung
Farbe und Design gehören auch bei Shimano zur Marken-ID von Pearl Izumi. Ob Radbekleidung oder Inline, Profisport oder Trainings-Trikots aus Nylon von Clubs oder Teams – die Timeline vom Material über das Design und Sample zum Market bewegt sich zwischen drei und vier Saisons. Matthias Reinacher von Shimano zeigte auf, wie sich durch virtuelles Prototyping die Prozesse extrem verkürzen lassen. Einsparungen hat man vor allem auch bei gedruckten Workbooks und Katalogen gemacht – und geht jetzt mit 3D-Samples raus. „So sind wir näher am Markt und können schneller reagieren“. Insbesondere im Bereich Custom sei das wichtig, gerade bei Profiteams komme ja noch hinzu, dass alles tailored ist. „Die 3D-Visualisierung hilft enorm, dann kann sich der Kunde das vorstellen.“

„Digitalisierung ohne Sicherheit geht nicht!“
Sonja Bienentreu von der Telekom Security tauschte schnell noch ihr graues Jacket gegen ein Hoodie, um zu visualisieren, worüber sie dann spricht: Es geht um Hacker. Cyber-Attacken nehmen massiv zu, Überlastung bis dass das System zusammenbricht, Spionage oder Erpressung – aber was passiert wie und wie kann man sich davor schützen? Die Prozessabläufe seien digitalisiert, aber die Mitarbeiter würden nicht entsprechend abgeholt. Und weil sich die Art und Form der Angriffe stetig verändert, hat die Telekom ein neues Security Operation Center in Bonn eröffnet, hier könne man sich informieren oder direkt auf die Plattform aufschalten.

„Da die Bedrohungslage immer stärker wird, wollen wir unsere Erfahrungen jetzt nach außen tragen.“ Man biete zudem Plug&Play Boxen an, die dem Router vorgeschaltet werden oder Penetrationstests, bei dem ein bestellter Hacker das System angreife und aufzeige, was getan werden muss.

„Jeder Partner muss eine Win-Win-Situation für sich sehen“
Am Ende der Veranstaltung – wie auch am Ende der Produktionskette, steht der Marktplatz. Wie radikal sich dieser in den letzten Jahren verändert hat, erfuhr man von Gaël Séguillon am Beispiel des Business Modells der Première Vision. Ein virtueller Marktplatz als B2B-Service Plattform für die Fashion Branche. Materialien, Leder, Accessoires, Kataloge und Muster online bis zur Order – eine Datenbank mit ca. 250 000 professionellen Einkäufern, 2000 Verkäufern und 100 000 Produkte online, dazu News und Analysen zu Materialtrends – „linked to your collections“. Die Idee dabei ist, die Erfahrung und Expertise der Première Vision zu bündeln und der Community zugänglich zu machen.

Ein gelungener Anfang
Begeisterte Besucher, ein spannendes Programm und viele Inspirationen, um die eigene digitale Transformation anzugehen. Orientierung und Selbstverortung – alles in allem bot Re’aD ein kompaktes Informationspaket.

Der Dank des Veranstalters, Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts, gilt seinen Partnern, die gemeinsam diese Veranstaltung möglich gemacht haben: Allen voran der Wirtschaftsförderung Düsseldorf in Person von Herrn Uwe Kerkmann, dem Land NRW, EPSON, der Telekom Deutschland, X-rite Pantone, ColorDigital, Smartview360, der Première Vision und Guido Brackelsberg von Setlog, die dazu beigetragen haben, aufzuklären, Mut zu machen und im Netzwerk der Branche den digitalen Transformationsprozess voranzutreiben und umzusetzen.

Bilder: Re'aD Summit 2017