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Bis zu 25.000 Industrie-Jobs in Deutschland durch Handelskrieg gefährdet
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Sollten im Zuge des Handelskriegs zwischen den USA und China keine bilateralen Einigungen erzielt werden, dürften chinesische Exporteure zunehmend in die europäischen Märkte und insbesondere nach Deutschland drängen. Die Folgen wären erheblich: 17.000 - 25.000 Arbeitsplätze[1] im verarbeitenden Gewerbe könnten in diesem Fall auf dem Spiel stehen. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Analyse des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade.

„Die Handelswelt steht derzeit Kopf. Die US-Zölle führen fast überall in der Welt zu erheblichen Verschiebungen bei den Handelsströmen“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Viele chinesische Waren könnten nun auf den europäischen Markt umgeleitet werden, anstatt die amerikanischen Regale zu füllen. Das wird aufgrund der ähnlichen Industriemodelle der beiden Länder vor allem in Deutschland spürbar: Zehntausende Arbeitsplätze sind möglicherweise gefährdet, vor allem im verarbeitenden Gewerbe und bestimmten Regionen. Für das deutsche Wirtschaftswachstum ist es ein weiterer Dämpfer; es kommt durch die zunehmende Konkurrenz schwerfälliger wieder auf die Beine.“

Süddeutsche Regionen aufgrund industrieller Struktur besonders gefährdet
In Deutschland gehören nach der Analyse von Allianz Trade Regionen wie Oberfranken und Tübingen aufgrund der aktuellen deutschen Importmuster und der regionalen industriellen Struktur mit einer hohen Dichte an Unternehmen in der Textil- und Computerindustrie sowie der Raum Freiburg (Computer und Metalle) zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Aber auch in anderen Regionen in der Bundesrepublik und im Ausland nimmt die Konkurrenz zu.

Verarbeitendes Gewerbe im Fokus: 17.000 bis 25.000 Jobs in Gefahr
„Durch die wahrscheinliche Umleitung der chinesischen Waren insbesondere nach Deutschland und den verstärkten Wettbewerb könnten nach unseren Schätzungen hierzulande 17.000 bis 25.000 Industrie-Jobs verloren gehen“, sagt Dr. Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. „Besonders stark gefährdet sind der Maschinenbau, die Textilindustrie, nichtmetallische Mineralprodukte[2], Elektronik[3], Computer und Kraftfahrzeuge. Das entspricht rund 0,2 % bis 0,3 % der aktuellen Gesamtbeschäftigung in der deutschen Industrie.“

Die drohenden Arbeitsplatzverluste variieren allerdings je nach Exposition und Bedeutung des jeweiligen Sektors für den Gesamtarbeitsmarkt. Im Maschinen- und Ausrüstungssektor arbeiten besonders viele Angestellte, hier könnten 13.000 bis 19.000 Stellen verloren gehen. Das entspricht rund 1 % der aktuellen Arbeitsplätze. Im Bereich der nichtmetallischen Mineralprodukte könnten ebenfalls bis zu 1 % der derzeitigen Jobs entfallen – allerdings ist die Gesamtbeschäftigung in der Branche deutlich geringer, so dass die absolute Anzahl der bedrohten Arbeitsplätze mit 1.200 bis 1.800 insgesamt wesentlich kleiner ausfällt. Dem ebenfalls kleineren, aber stark exponierten Textilsektor droht ein Verlustrisiko von 2 % beziehungsweise von 2.200 – 3.300 Jobs.

Chinesische Waren im Wert von bis zu 239 Md. USD suchen neue Absatzmärkte
Chinas Exportverluste in die USA dürften sich ohne bilaterale Einigungen auf insgesamt bis zu 239 Milliarden US-Dollar (Mrd. USD) belaufen. Chinesische Unternehmen werden versuchen, diese in andere internationale Absatzmärkte zu drücken, allen voran in die Europäische Union (EU) mit rund einem Drittel (bis zu 80 Mrd. USD).

So könnten in den nächsten drei Jahren nach Berechnungen von Allianz Trade auf Basis der aktuellen deutschen Importmuster rund 14 % der durch den Handelskrieg zwischen den USA und China verursachten chinesischen Exportverlagerungen in Deutschland landen. Das entspricht Waren im Wert von rund 33 Mrd. USD. Importe aus China dürften hierzulande demnach um 19 % zunehmen und zu einem Anstieg der deutschen Gesamtimporte um 2,5 % führen.

Knapp 20 % der im Zuge des Handelskriegs umgeleiteten chinesischen Waren dürften in den anderen EU-Ländern (außer Deutschland) landen. Das entspricht Waren im Wert von 47 Mrd. USD.

Druck an zwei Fronten: Konkurrenz wächst im Inland, aber auch im Ausland
„Die weltweite Handelsdynamik ist durch den Zollkrieg aus der Balance“, sagt Gröschl. „Deutsche Unternehmen geraten gleich an zwei Fronten unter Druck: einerseits durch die den verstärkten Wettbewerb und die eng mit China verzahnten Lieferketten im Inland und andererseits durch das stark exportorientierte deutsche Geschäftsmodell auch verstärkt im Ausland. Das gilt sowohl für Wachstumsmärkte als auch für das EU-Ausland. Gerade in hochwertigen, anspruchsvollen Sektoren konkurrieren chinesische Importe zunehmend mit deutschen Waren.“

Die daraus resultierenden Handelsverluste für Deutschland im EU-Ausland könnten sich auf bis zu -10,5 Mrd. USD belaufen, was einem zusätzlichen Rückgang des Handels mit EU-Partnern um -0,01 Prozentpunkte entspricht.

„Das ist insgesamt zwar sehr überschaubar, aber dennoch für Unternehmen spürbar“, sagt Gröschl. „Viele Unternehmen haben den Export genutzt, um die schwache Binnenkonjunktur zumindest teilweise zu kompensieren. Das wird nun noch schwerer.“

Drei Jahre Dämpfer: Handelskrieg und China-Konkurrenz dämpfen deutsches Wachstum
Der Handelskrieg verlangsamt das Wirtschaftswachstum in Deutschland: Die Allianz Trade Volkswirte gehen in den kommenden drei Jahren von Einbußen beim deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von insgesamt rund -1,5 Prozentpunkten aus. Der größte Anteil der Einbußen (rund -1,3 pp) geht auf das direkte Konto der Zölle, die in der aktuellen Prognose des deutschen BIP-Wachstum von Allianz Trade bereits berücksichtigt sind, die für 2025 von +0,1 % ausgeht, für 2026 von +1,6 % und für 2027 von
+2 %. Mit dem intensiven chinesischen Wettbewerb dürften in den kommenden drei Jahren weitere Einbußen von rund -0,2 pp hinzukommen, so dass die deutsche Wirtschaft 2025 voraussichtlich sogar erneut stagnieren dürfte.

Inflations-Rückenwind durch Handelskrieg: Teuerung sinkt in Deutschland leicht
Der Handelskrieg hat auch positive Aspekte – wenngleich in eher überschaubarem Ausmaß. Die Inflation dürfte durch den Handelskrieg von 2025 bis 2027 um insgesamt rund -0,5 Prozentpunkte sinken. Die Prognose liegt für 2025 und 2026 aktuell bei einer Teuerungsrate von jeweils 1.9 % und 2027 von 2 %.

Unternehmen dürften immerhin bei den Einkaufspreisen profitieren, denn der Zustrom an Waren aus China verbilligt auch viele Vor- und Zwischenprodukte. Das führt zumindest in diesem Bereich teilweise zu höheren Unternehmensmargen, auch wenn es die Verluste bei der Wertschöpfung von Endprodukten nicht kompensieren kann.

Stärker als gedacht: Deutsche Unternehmen trotzen seit Jahren der starken China-Konkurrenz
„Insgesamt sind das keine rosigen Aussichten, insbesondere mit Blick auf Arbeitsplätzen“, sagt Bogaerts. „Was aber Hoffnung gibt, ist die erwiesene Robustheit der deutschen Unternehmen. Sie sind stärker als viele glauben – und widerstandsfähiger als die nackten Produktionszahlen glauben machen. Das zeigt zum Beispiel die industrielle Bruttowertschöpfung und die Rentabilität. Die starke Konkurrenz aus China ist nicht neu. Chinesische Unternehmen haben in den letzten fünf Jahren sukzessive Marktanteile in Europa erobert. Trotzdem hat sich die industrielle Bruttowertschöpfung – also das, was am Ende bei den Unternehmen hängen bleibt – vergleichsweise gut gehalten. Das zeigt, wie anpassungsfähig deutsche Unternehmen sind.“

Die vollständige Analyse (pdf, ENG) sowie die Schätzung bedrohter Arbeitsplätze nach Regionen und Branchen finden Sie im Anhang.
Der Meldung angehängte Datei(en)
Studie Allianz Trade 05-2025
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