vti-Resümee zu internationalen Leitmessen „Techtextil und Texprocess 2024“
34 vti-Verbandsmitglieder, darunter 26 aus Sachsen und 8 aus Thüringen, haben sich an den internationalen Leitmessen „Techtextil und Texprocess“ vom 23. bis 26. April 2024 in Frankfurt am Main beteiligt. „Resümierend lässt sich sagen, dass sich für unsere Aussteller die Teilnahme an der mittlerweile 20. Fachmesse für Technische Textilien und textile Prozesse gelohnt hat. Sie war von Fachbesuchern aus dem In- und Ausland sehr gut frequentiert“, sagte Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer des in Chemnitz ansässigen Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti). „Auch die Qualität der Gespräche an den Messeständen hat gestimmt. Ich habe bei vielen der persönlich anwesenden Firmenchefs zufriedene Gesichter gesehen. Dieser positive Verlauf lässt hoffen. Wir werten ihn als wichtigen optimistischen Impuls in einer Phase, in der unsere Branche mit ständig komplizierter werdenden Rahmenbedingungen zu kämpfen hat.“
Wie bereits bei den vorangegangenen Messen hatte der Verband mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH an zentraler Stelle einen Gemeinschaftsstand organisiert, an dem sich in diesem Jahr 22 Firmen beteiligten (siehe Auflistung unten).
ALTERFIL Nähfaden GmbH, Oederan: Leitfähige Stick- und Nähfäden
„Die Techtextil ist wegen des internationalen Fachpublikums für uns seit jeher eine sehr wichtige Messe“, erläuterte Geschäftsführer Gosbert Amrhein. „Wir haben wieder viele unserer Kunden ebenso wie Lieferanten für unsere Produktion getroffen. Interessant sind natürlich nicht zuletzt auch alle neuen Kontakte, die wir in Frankfurt dieses Jahr gemacht haben.“ ALTERFIL Nähfaden GmbH (ALTERFIL) präsentierte u. a. den Demonstrator einer Funktionsweste, die mit leitfähigen Stick- und Nähfäden ausgestattet ist. Es handelt sich dabei um die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit dem Textilforschungsinstitut TITV in Greiz, und weiteren Partnern im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts AdaptStick. Leitfähige Stick- und Nähfäden kommen beispielsweise bei der Herstellung von elektrisch beheizbarer Bekleidung oder von Leuchttextilen zum Einsatz. Die 40 Mitarbeiter zählende ALTERFIL Nähfaden GmbH hat Kunden in mehreren europäischen Ländern und neuerdings auch in Asien. http://www.alterfil.com
F. J. RAMMER GmbH, Ohorn: Neue Ideen für elastische und unelastische Bänder
„Wir sind auf der Techtextil seit Anfang an dabei. Sie ist und bleibt die einzige internationale Messe, an der wir uns beteiligen - auch in diesem Jahr wieder mit Erfolg“, konstatierte Geschäftsführerin Franziska Hennersdorf. „Wir begegnen hier sowohl zahlreichen Stammkunden als auch unseren Lieferanten aus dem In- und Ausland. Ebenso wichtig sind für uns neue Kontakte zu potenziellen Kunden. Etliche Fachbesucher sind mit konkreten Vorstellungen zu uns an den Stand gekommen. Das ist ein guter Ansatz, um gemeinsam an die Entwicklung individuell passender Produkte zu gehen und zielorientiert zu netzwerken.“ Die in der Oberlausitz angesiedelte traditionsreiche Bandweberei produziert mit 40 Beschäftigten ein breites Sortiment elastischer und unelastischer Bänder, u. a. für Gurtsysteme in Automobilen, für Schutz- und Sicherheitsausrüstungen oder für die Medizintechnik. http://www.rammer.de
C. F. WEBER GmbH, Spitzkunnersdorf: Abriebfeste Beschichtung für strapazierfähiges Material
Ein mit synthetischem Kautschuk beschichtetes Gewebe gehörte zu den Highlights am Messestand der C. F. Weber GmbH, Spitzkunnersdorf. Vor allem bei anspruchsvollen Spezialanwendungen kann das hochfeste CORDURA®-Trägergewebe in Kombination mit der abriebfesten Butadien-Kautschuk-Beschichtung überzeugen, erläuterte Geschäftsführer Stefan Friedrich. Hinzu kommt die außerordentlich gute Anti-Rutsch-Wirkung. Das beschichtete Textil eignet sich als Besatzmaterial für stark strapazierte Bekleidungsstücke, als Scheuerschutz-Applikation für Gepäck bzw. Taschen, als Verstärkungsmaterial für persönliche Schutzausstattungen oder als Antirutschpad für militärische Zwecke. Das Sortiment des Oberlausitzer Unternehmens umfasst Licht reflektierende Stoffe für Warnbekleidungen, Materialien für Autoinnenausstattungen; Textilien für Schutz- und Outdoor-Bekleidung sowie für Taschen, Schuhe, Markisen, Zelte und Schirme. http://www.cfweber.de
VOWALON GmbH, Treuen: Blickfang Flammkaschierung und viele Fachbesucher
„Wir hatten in Frankfurt ausgesprochen viele Fachbesucher und werten die Messe als Erfolg. Die persönlichen Kontakte sind uns sehr wichtig. Wenn wir uns am Stand mit Kunden und Lieferanten treffen, entstehen in dieser Atmosphäre mitunter neue Produktideen“, resümierte Gregor Götz, Geschäftsführer der VOWALON Beschichtung GmbH (VOWALON), Treuen/Vogtland. „Erstmals haben wir anhand eines Modells unser Verfahren für die Beschichtung von Textilien per Flammkaschierung demonstriert; denn nicht jeder Anwender kennt die Funktionsweise.“ VOWALON gilt als größter europäischer Spezial- bzw. Nischenproduzent für Beschichtungen. Die Firma produziert ausschließlich in Deutschland.
VOWALON präsentierte außerdem ein weiterentwickeltes strapazierfähiges Polsterkunstleder mit der Bezeichnung „Pasco“. „Wir bieten den potenziellen Anwendern Kliniken, Kurheimen oder Fitness-Studios im Sinne der Nachhaltigkeit ein langlebiges Produkt – obendrein in einer breiten Farbpalette und als vorrätige Lagerware“, erläutert Geschäftsführerin Mareen Götz. „Dank intensiver Entwicklungsarbeiten ist es uns gelungen, die Beständigkeit des Materials gegen alkoholhaltige Reinigungsmittel und andere negative Einflüsse zu erhöhen. Außerdem haben wir die Flammschutzeigenschaften verbessert.“ Das Polyurethan-Kunstleder zeichnet sich durch angenehmes Griffverhalten sowie hohe Abriebfestigkeit aus. Zudem ist „Pasco“ interessant für ökologisch bewusst handelnde Kunden, da es lösungsmittelfrei hergestellt wird. Das Trägermaterial für die Beschichtung ist Baumwolle, d. h. das Kunstleder besteht zu rund 40 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. http://www.vowalon.de
Gestrickte Sitze und intelligente Arbeitsschutzkleidung aus Dresden und Dingelstädt
Die in Dresden ansässige Smart Textiles Hub GmbH und die Strickerei Born GmbH im thüringischen Dingelstädt entwickeln gemeinsam innovative Produkte und bringen sie auf den Markt. Zu den jüngsten Neuheiten gehören Sitze für öffentliche Verkehrsmittel, Automobile und Objektausstattungen. Diese Sitze, inklusive der Polsterung, werden komplett auf Strickmaschinen gefertigt, sodass nahezu keine Konfektionsarbeiten mehr anfallen. Bei den Sitzen handelt es sich um sogenannte Ein-Stoff-Systeme, die am Ende ihres Lebenszyklus vergleichsweise unkompliziert recycelt werden können.
Im Bereich der Smart Textiles stellten die Firmen zwei neue Erzeugnisse vor: ein Shirt für die Herzüberwachung, das mit gedruckter Elektronik funktioniert, und ein dünner beheizbarer Handschuh, der dem Träger ein haptisches Gefühl beim Greifen ermöglicht. Beide Erzeugnisse sind für den Arbeitsschutz gedacht. http://www.smarttexhub.com http://www.born-germany.de
Norafin Industries GmbH: Innovationspreis für umweltschonendes Verfahren der Vliesstoff-Herstellung
Der am vti-Gemeinschaftsstand beteiligte Vliesstoff-Spezialist Norafin Industries (Germany) GmbH (Norafin) aus dem erzgebirgischen Mildenau wird mit einem der begehrten Innovationspreise der Messe in der Kategorie „New Technologies on Sustainability & Recycling (Neue Technologien für Nachhaltigkeit & Recycling)“ geehrt. Die Übergabe des Innovation Award erfolgt zum offiziellen Messe-Auftakt am 23. April. Gewürdigt wurde ein neues Vliesstoffherstellungsverfahren namens Hydro-Shape, das es ermöglicht, einzelne Fasern – insbesondere unter Einsatz von Hochdruckwasserstrahlen und Robotik – zu dreidimensionalen stabilen Formen zu verbinden. „Dabei werden Energie und Material nur dort eingesetzt, wo es wirklich nötig ist“, erläutert Norafin-Entwicklungsleiter Marc Jolly. „Die bei der thermoplastischen Verarbeitung üblichen Bearbeitungsschritte wie Schneiden, Nähen und Kleben entfallen, wodurch deutlich weniger Abfall entsteht. Mit unserem neuen Verfahren können wir auch Vliese aus 100 Prozent Naturfasern ohne jegliche Bindemittel erzeugen.“
Das 185 Mitarbeitende zählende Unternehmen entwickelt und produziert unter Einsatz von Wasserstrahl- bzw. Nadeltechnologie diverse Spezial-Vliesstoffe, die u. a. hoch strapazierfähig, thermisch beständig, isolierend, feuer- und stichfest sind oder wasch- sowie chemiebeständige Eigenschaften aufweisen. Diese finden Anwendung z. B. in Berufs- und Schutzbekleidungen im Bauwesen, in der Industrie und im medizinischen Bereich sowie in der Flüssigkeits- und Luftfiltration, Oberflächenreinigung und im Hygienebereich. Norafin gilt als Markführer bei der Herstellung von Vliesstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. http://www.norafin.com
ITM der TU Dresden: Besser sitzende BHs in Aussicht – Innovationpreis der Messe Texprocess für 4D-Körpervermessung in Bewegung
Einen Innovation Award der Messe Texprocess in der Kategorie „Digitalisierung + KI“ erhält die Professur für Entwicklung und Montage von textilen Produkten vom Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) an der TU Dresden. Der Preis würdigt ein innovatives digitales Mess- und Auswertungsverfahren, das eine bislang bestehende Lücke in der Produktentwicklung von körpernaher Bekleidung schließt. „Grade bei BHs ist eine individualisierte und auf die Körperbewegung angepasste Passform wichtig“, erläutert Ann-Malin Schmidt, Leiterin des Forschungsprojektes. Das prämierten Verfahren erfasst Scan-Daten der menschlichen Körpergeometrie digital und wertet diese automatisiert aus. Wichtig dabei: Die vierdimensional erfolgenden Bodyscans (4D-Scans) ermöglichen es, weiche Körperpartien wie die weibliche Brust auch in Bewegung zu erfassen und nicht – wie bei herkömmlichen 3D-Bodyscans – nur in ruhender Pose. Mit derart präzisen Körperdaten können Bekleidungshersteller künftig z. B. individuell optimal passende BHs mit höherem Tragekomfort entwickeln und zudem Zeit und Kosten bei der Produktentwicklung sparen. https://tu-dresden.de/ing/maschinenwesen/itm
Innovationspreis in der Kategorie „New Concept“ für nachhaltiges Bauen: Bis zu 30 Prozent weniger Beton
Rund 40 Prozent der globalen CO²-Emissionen entfallen derzeit auf den Bau- und Gebäudebereich. Vor allem bei der Herstellung von Beton werden große Mengen CO² freigesetzt. Das Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) und das Institut für Massivbau (IMB) an der TU Dresden erhalten einen Innovation Award in der Kategorie „New Concept“ für ein neues Fertigungsverfahren von Betonfertigteilen unter Verwendung von Carbon, mit dem sich bis zu einem Drittel Beton einsparen lassen soll. Kern des Konzeptes sind Hohlkörperdecken, die im Neubau bevorzugt eingesetzt werden. Diese Betonfertigteile enthalten Hohlräume und benötigen daher weniger Beton als massive Stahlbetondecken. Durch das neue Fertigungsverfahren, entwickelt von den Instituten gemeinsam mit Unternehmen aus der Textil- und Baubranche, können nun Hohlkörperdecken-Betonfertigteile mit Carbon hergestellt werden. „Mit unserem neuen Verfahren hergestellte Hohlkörperdecken aus Carbonbeton benötigen 28 Prozent weniger Beton als herkömmliche Stahlbeton-Hohlkörperdecken – und das bei gleicher Tragfähigkeit“, sagt ITM-Forschungsgruppenleiter Lars Hahn. Das prämierte Verfahren verspricht, den Bau von Privat- und Industriegebäude bald nachhaltiger und ressourcenschonender zu gestalten. https://tu-dresden.de/ing/maschinenwesen/itm https://tu-dresden.de/bu/bauingenieurwesen/imb
Unternehmen auf dem vti-Gemeinschaftsstand in Halle 11.1:
• Beaver Manufacturing Company, Inc., Mansfield/Vereinigte Staaten (Stand B607, Halle 9.1)
• Cetex Institut gGmbH, Chemnitz (Stand C50B, Halle 12.1)
• FILK Freiberg Institute gGmbH, Freiberg (Stand B29, Halle 11.0)
• Getzner Textil AG, Bludenz (Stand C67, Halle 11.1)
• Hero Textil AG, Crailsheim (Stand D89, Halle 11.1)
• Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstoffe ITM und das Institut für Massivbau (IMB) an der TU Dresden, Dresden – Techtextil-Preisträger 2024 in der Kategorie „New Concept“ (Stand D41, Halle 12.0 und Stand A26 Halle 12.1)
• Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI), Chemnitz (Stand E40, Halle 11.1)
• smartpolymer GmbH (TITK), Rudolstadt (Stand F80, Halle 11.1)
• Technische Universität Chemnitz Professur Förder- und Materialflusstechnik, Chemnitz (Stand C50A, Halle 12.1)
• Tenowo GmbH, Mittweida (Stand C02, Halle 12.1)
• Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau (Stand A20, Halle 12.1)
• Zwickauer Kammgarn GmbH, Zwickau (Stand B45, Halle 12.1)
Bild 1: ALTERFIL-Chef Gosbert Amrhein (l.) und Mitarbeiter Danijal Aram präsentieren eine smarte Funktionsweste, die unter Verwendung leitfähiger Garne hergestellt wurde, Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 2: Franziska Hennersdorf mit Messebesuchern am Stand der Bandweberei F. J. RAMMER GmbH, Ohorn, Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 3: Stefan Friedrich, Chef der C. F. WEBER GmbH, am Messestand der Firma im Kundengespräch, Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 4: Geschäftsführer Gregor Götz (2. v. l.) erläutert am VOWALON-Stand das Modell, mit dem das Unternehmen die Flammkaschierung bei der Textilbeschichtung demonstrierte. Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 5: Interessierte Messebesucher am gemeinsamen Stand der Smart Textiles Hub GmbH und der Born GmbH. Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 6: Dieses Basecap aus Naturfasern ist als Prototyp mit dem preisgekrönten Hydro-Shape-Verfahren beim Vliesstoffproduzenten Norafin Industries (Germany) GmbH im erzgebirgischen Mildenau hergestellt worden. Sollte es ausgedient haben, kann es auf dem Kompost entsorgt werden. Foto: Norafin
Bild 7: Norafin-Geschäftsführer André Lang beantwortete zahlreiche Fragen zum preisgekrönten Hydro-Shape-Verfahren, Foto: Wolfgang Schmidt
Bild 8: Projektleiterin Ann-Malin Schmidt stellte in Frankfurt das am ITM der TU Dresden entwickelte innovative Mess- und Auswertungsverfahren für die Bekleidungstechnik vor, Foto: Wolfgang Schmidt.
Bild 9: Foto: Mirko Krzwion (ITM TU Dresden)
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