Die Untersuchung, veröffentlicht auf dem Sustainable Cotton Hub, stellt die Frage nach den Klimaauswirkungen von und auf den Baumwollanbau. Es zeigt, dass synthetische Fasern (z.B. Polyester) nicht net-zero hergestellt werden können, Baumwolle hingegen kann sogar klimapositiv angebaut werden. Das gilt jedoch nicht für die derzeitigen Anbaupraktiken, die allzu oft unökologisch sind und zum Klimawandel beitragen.
Daran haben Einzelhändler und Marken eine große Mitverantwortung. Wenn sie ihre Geschäftsbeziehungen zu den Baumwollbäuer*innen und ihre Wertschöpfungsketten nicht langfristig nachhaltig gestalten, könnten die Schäden für die Lebensgrundlagen, die Umwelt und die künftige Produktion irreversibel werden.
Zwar verursachen die Textilherstellung und der Konsum die größten Emissionen der Branche, doch der Einsatz synthetischer Pestizide und Düngemittel ist die größte Quelle von Treibhausgasemissionen in der Baumwollproduktion und geht mit einer Reihe weiterer schädlicher Umweltauswirkungen einher.
Im Jahr 2022 wurden durch großflächige Überschwemmungen in Pakistan, dem siebtgrößten Baumwollproduzenten der Welt, etwa 40% der Baumwollernte des Landes beschädigt oder zerstört. Die unmittelbaren Ursachen für die Überschwemmungen? Viel stärkere Monsunregenfälle als üblich und eine Hitzewelle, die die Gletscher Pakistan’s schmelzen ließ. In den USA führte die Dürre zu einem Verlust von rund einer Million Tonnen Baumwolle in West-Texas, was nach Angaben des International Cotton Advisory Committee 4% der weltweiten Produktion entspricht.
Klimaarmut verhindert nachhaltigen Wandel der Baumwollproduktion
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits in allen Baumwollanbaugebieten der Welt zu spüren. Baumwolle reagiert sehr empfindlich auf klimatische Veränderungen, sodass die Baumwollbäuer*innen besonders stark unter unvorhersehbarem Wettergeschehen leiden.
Kleinbäuer*innen, die unter großer Armut leiden, werden sich nicht schnell genug anpassen können, um eine zuverlässige Produktion zu gewährleisten. Auf diese Landwirt*innen werden weitere Einkommensverluste aufgrund von Ernteausfällen zukommen, durch welche sie in einen Kreislauf der Klimaarmut geraten. Oder, deutlicher gesagt: Sie sind so stark vom Klimawandel betroffen, dass sie sich nicht anpassen können.
Ein Umdenken bei Marken und Einzelhändlern kann Baumwolle nachhaltiger machen
Während synthetische Fasern niemals klimaneutral sein werden, hat Baumwolle das Potenzial, einen positiven Nettobeitrag zum Weltklima zu leisten - sollten regenerative landwirtschaftliche Praktiken zur neuen Norm werden. Entscheidend hierfür: Die Verringerung der Abhängigkeit von agrochemischen Stoffen, so die Erkenntnis des Climate and Cotton Papers. Gesunde Böden binden Kohlenstoff und sind für die Abschwächung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung. Der anhaltende und übermäßige Einsatz von Agrochemikalien verhindert dies.
Marken und Einzelhändler müssen nicht nur auf die Beschaffung 100% biologischer, ökologischer oder klimafreundlicher Baumwolle setzen, sie müssen vor allem in Projekte investieren, die regenerative landwirtschaftliche Techniken im Baumwollanbau unterstützen und erproben.
"Baumwoll- und Textilunternehmen müssen erkennen, dass die niedrigen Preise für Baumwolle und damit zusammenhängend die Themen Einkaufspraktiken und ungleiche Macht- und Werteverteilung entlang der Wertschöpfungskette die Hauptursache dafür sind, dass sich die Bäuer*innen nicht an den Klimawandel anpassen können", sagt Tamar Hoek von Solidaridad.
Tamar Hoek fährt fort: "Die Unternehmen können die Baumwollbäuer*innen befähigen, sich anzupassen. Sie können sie dabei unterstützen, Baumwolle in einem sich verändernden Klima anzubauen - und zwar so, dass sie nicht nur nicht zum Klimawandel beiträgt, sondern sogar bei der Bekämpfung hilft. Das ist durchaus realisierbar".
"Wir dürfen nicht vergessen, dass ein nicht nachhaltiger Baumwollsektor eine bewusste Entscheidung ist. Eine schlechte. Wir bei Solidaridad hoffen, dass dieses Papier dem Baumwollsektor hilft, die Wertschöpfungsketten so zu verändern, dass diese wertvolle Ressource und die Gemeinschaften, die von ihr abhängen, geschützt werden", schließt Tamar Hoek.