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Textile Drucksensorik im Helm für mehr Sicherheit auf dem Rad
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Mit Mittelstands-Nachwuchsforscherpreis ausgezeichnet

Ein junger Industriedesigner aus Berlin hat eine innovative Lösung gefunden, Radfahrer sicherer durch den Straßenverkehr zu lotsen. Für die Entwicklung eines unter Umständen lebensrettenden, sensorisierten und vernetzbaren Fahrradhelms wurde er jetzt ausgezeichnet: Bernhard Büttner erhielt im Juli den prestigeträchtigen Nachwuchsforscherpreis des Verbandes Innovativer Unternehmen VIU und der Deutschen Kreditbank DKB verliehen. Der Preis honoriert besonders praxisorientierte Abschlussarbeiten Studierender, die in Zusammenarbeit mit VIU-Mitgliedsunternehmen und -forschungseinrichtungen entstanden.

Im Rahmen der Bachelor-Arbeit seines Studiengangs Industrial Design an der HTW Berlin hatte Büttner mit Unterstützung des Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland TITV in Greiz ein Sensorik- und Kommunikationssystem für Fahrrad- und andere Schutzhelme zur Navigation, Vitaldiagnostik und medizinischen Notfallinformation entwickelt. Der „Smartguard“ kombiniert eigens dafür entwickelte textile Drucksensoren auf Basis mit Silberionen beschichteter stromführender Fäden auf einem 3 D-Abstandsgewirk mit einer App nach dem Smartwatch-Prinzip. Das an der Helm-Innenseite platzierbare, nur wenige Millimeter starke Textil erfasst und transmittiert aktuelle Vitalwerte. Zudem lenkt es durch Vibrationen zweier integrierter taktiler Aktoren ohne ablenkende visuelle oder akustische Signale durch den Verkehr, gibt Hinweise zum Abbiegen oder zu nahenden Gefahrenstellen.

Smart-Textil kann Leben retten
In Kombination erhöht das System die präventive Sicherheit, erleichtert auch die Notfallrettung. Denn im Fall einer starken Krafteinwirkung auf den Kopf wird die Kernfunktion der Lösung aktiviert: Angesichts des veränderten elektrischen Widerstands nach einer Deformation des Sensorgewirks unter der Helmschale erkennt Smartguard, dass ein Kopfaufprall eingetreten sein muss. Eine Erste-Hilfe-Information kann das System an andere Verkehrsteilnehmer, grundlegende Vitalparameter auch an häufig erst verzögert am Unfallort eintreffenden Rettungskräfte übermitteln – und so einen entscheidenden Zeitgewinn für die Vorbereitung gezielter medizinischer Hilfsmaßnahmen ermöglichen.
Die Relevanz des Themas ist beträchtlich: Über 93000 Menschen verunglückten allein 2021 in Deutschland mit Pedelec oder Fahrrad; mehrere Hundert kamen dabei ums Leben. Der anhaltende Trend zur Rad-Motorisierung wird die Zahl schwerer Schädel- oder Nackenverletzungen weiter steigen lassen. Der Smartguard ist zudem für vielerlei Arten von Schutzhelmen etwa auf dem Bau, im Forst, bei unterschiedlichen Sportarten oder bei Polizei und Feuerwehr nutzbar. Entsprechend groß war das Interesse von Fachbesuchern auf der Branchenmesse Techtextil 2022, wo der funktionstüchtige Demonstrator des Systems und eine Designstudie erstmals gezeigt wurden. Im Ergebnis arbeitet das langjährig mit textiler Sensorik erfahrene VIU-Mitglied TITV jetzt in Forschung und Entwicklung für mehr „smarte Mobilität“ mit einem namhaften Helmhersteller zusammen.
Leistung in Berlin gewürdigt

Für Konzept, Design und Gesamtkonstruktion der Lösung sowie die textiltechnologische Umsetzung mit TITV-Experten und die Integration aller Einzelkomponenten des Demonstrators bekam Bernhard Büttner in Berlin den prestigeträchtigen Nachwuchsforscherpreis des Verbandes Innovativer Unternehmen VIU und der Deutschen Kreditbank DKB samt 1.000 Euro Preisgeld.

Der in zweijährigem Rhythmus ausgeschriebene VIU-Nachwuchsforscherpreis wurde bereits zum sechsten Mal verliehen. „Ziel unserer gemeinsamen Initiative mit der DKB ist eine engere Verzahnung von Hochschulen, Universitäten und der mittelständischen Wirtschaft mit besonderem Blick auf praxisnahe Forschung und die Nachwuchsgewinnung“ sagt VIU-Geschäftsführer Dr. Klaus Jansen. Seit 1992 engagiert der Verband (viunet.de) sich auf Bundes- und Länderebene dafür, die Industrieforschungspotenziale gerade auch kleinerer Unternehmen des industriellen Mittelstands und gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen wie des TITV branchenübergreifend zu stärken.“