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Gebremste Erholung im August
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Die konjunkturelle Erholung nach den Corona-Jahren ist ins Stocken geraten. Zwar wachsen die meisten Indikatoren im Vorjahresvergleich weiter, allerdings ist das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 noch immer nicht erreicht. Angesichts der aktuellen Rezessionstendenzen ist auch nicht von einer vollständigen Erholung im laufenden Jahr auszugehen. Bisher hat sich der Außenhandel noch überproportional gut entwickelt. Angesichts der neuesten Daten zu den Außenhandelserwartungen und Konjunkturprognosen in Ostasien ist die Fortsetzung der bisherigen Entwicklung jedoch unwahrscheinlicher geworden.

Die Umsätze steigen im Monat August aufgrund der niedrigen Ausgangsbasis im Vorjahr mit insgesamt +10,1 % kräftig an. In den ersten acht Monaten des Jahres hat Textil +8,1 % mehr Umsätze erzielt, bei Bekleidung sind es +20,3 %. Die Gesamtbranche liegt per August bei +12,1 % Umsatzplus. Dennoch liegt der Umsatz noch immer unter dem Vorkrisenjahr 2019, die coronabedingten Verluste sind also noch immer nicht aufgeholt.

Die Beschäftigung erholt sich zusehends, insbesondere bei Bekleidung: Hier wurden Ende August +2,1 % mehr Menschen beschäftigt als vor einem Jahr, bei Textil waren es immerhin +0,2 % mehr. Bei den beschäftigten Personen schlagen die Corona-Verluste noch stärker zu Buche: Im Vergleich zum August 2019 sind noch immer über 10 % weniger Personen beschäftigt.

Die inländische Produktion1) des Jahres 2022 steigt per August nur bei Bekleidung +10,8 % in den ersten acht Monaten. Im Textilsegment hingegen wurde per August 2022 -6,0 % weniger produziert.

Die Auftragseingänge und Auftragsbestände haben sich bisher ebenfalls bei Bekleidung besser entwickelt als bei Textil. Bei Bekleidung ist die Auftragslage der Sommermonate vergleichsweise schwach gewesen: Im Juli und August gingen die Auftragseingänge sogar zurück. Dennoch haben Auftragslage und Auftragsbestände in beiden Segmenten im Vergleich zum Vorjahr per August klar zugelegt. Die Erwartungen der Unternehmen haben sich jedoch insbesondere bei Bekleidung spürbar verschlechtert (siehe unten ifo-Konjunkturklimaindex).

Die Erzeugerpreise steigen in Folge der hohen allgemeinen Inflation, insbesondere auf den Beschaffungs- und Energiemärkten, weiter an. Per August +10,4 % bei Textil und +3,1 % bei Bekleidung, wobei der geringere Energieeinsatz bei Bekleidung für ein gemäßigteres Steigen der Erzeugerpreise sorgt.

Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel sinkt im Monat August nochmals nach dem schwachen Monat Juli um -4,1 %. Das Umsatzwachstum ist aufgrund der geringen Werte des Vorjahres im Jahr 2022 per August mit +48,3 % noch immer sehr beachtlich. Die Preise im Bekleidungseinzelhandel steigen im August recht kräftig um +2,4 %, per August jedoch nur moderat um +1,4 %.

Der Außenhandel entwickelt sich in beiden Segmenten positiv. Auch hier ist die niedrige Vorgabe aus dem von Corona geprägten Vorjahr der Grund. Und auch beim Außenhandel sind die Zuwächse bei Bekleidung größer, da Bekleidung in den Vorjahren deutlicher verloren hatte. Die Exporte steigen per August insgesamt um +8,1 %, die Importe um +17,7 %. Die ifo-Daten zum Export zeigen, dass aus dem Auslandsgeschäft noch am ehesten Impulse zu erwarten sind, allerdings haben sich auch hier die Rezessionssorgen verstärkt. Der Einfuhrüberschuss per August beträgt +42,4 %.

Die Rohstoffeinfuhren (per Juli 2022) steigen weiterhin im Vorjahresvergleich stark an, per Juli um +26,9 %.

ifo-Konjunkturklimaindex Oktober 2022
Das Konjunkturklima hat sich bei Bekleidung zwar leicht verbessert, allerdings sinken die Erwartungen der Bekleidungsunternehmen weiter. Auch in der Industrie insgesamt sinken die Geschäftserwartungen aufgrund der verminderten Auftragseingänge. Bei Textil hingegen steigt das Geschäftsklima an; hier steigen die Erwartungen sogar überproportional. Allerdings ist der Geschäftsklima-Index bei Textil in den vergangenen Monaten deutlich gefallen und noch immer so niedrig wie zuletzt zu Beginn der Corona-Pandemie.