Die konjunkturelle Erholung nach den Corona-Jahren ist vorerst beendet. Die Zeichen stehen auf Rezession. In den Zahlen aus dem Juli deutet sich diese Trendwende schon an. Am aktuellen Rand, also bei den ifo-Umfrageergebnissen und den Frühindikatoren wie der Auftragslage ist der Abschwung bereits Realität. Dies betrifft aufgrund der engeren Industrieverflechtung insbesondere das Textilsegment, aber auch Bekleidung kann sich dem allgemeinen negativen Trend nicht entziehen.
Die Umsätze steigen im Vergleich zum Vorjahresmonat an, aber nicht mehr so stark wie noch in den vergangenen Wochen. Besonders bei Textil fällt das Plus mit +1,6% angesichts der coronabedingt niedrigen Vorjahreswerte zu niedrig aus, als dass von einem positiven Trend gesprochen werden kann. Bei Bekleidung sind es immerhin noch +6,7% im Vergleich zum Juli 2021. Insgesamt sind damit die Umsätze per Juli bei Textil +7,6% höher als 2021, bei Bekleidung sind es +22,7%, für die Branche insgesamt +12,4%. Jüngste Erhebungen zu Auftragserwartungen und Produktionsplänen zeigen, dass die Konjunkturlage sich in den kommenden Monaten deutlich abkühlen wird.
Die Beschäftigung steigt nur bei Bekleidung wieder leicht an. Dort wurde Ende Juli +1,6% mehr Beschäftigung gemeldet. Bei Textil hingegen nimmt die Beschäftigung etwas ab: -0,1% zum Ende des Monats Juli.
Auch die inländische Produktion steigt nur bei Bekleidung: +13,2% in den ersten sieben Monaten. Im Textilsegment hingegen wurde per Juli 2022 -5,5% weniger produziert als im Zeitraum Januar – Juli 2021.
Die Auftragseingänge und Auftragsbestände entwickeln sich ebenfalls in den Segmenten unterschiedlich: Während die Auftragseingänge bei Bekleidung im laufenden Jahr zweistellig zulegen, sind die Steigerungen bei Textil deutlich geringer, wenn auch mit +8,6% per Juli noch immer klar positiv. Der Auftragsbestand ist sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung ungewöhnlich hoch.
Die Erzeugerpreise steigen per Juli in Folge der hohen allgemeinen Inflation weiter an, insbesondere auf den Beschaffungs- und Energiemärkten: +10,1% bei Textil, +3,0% bei Bekleidung. Bei Bekleidung dürfte der geringere Energieeinsatz für ein gemäßigteres Steigen der Erzeugerpreise sorgen.
Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel sinkt im Monat Juli zwar um -2,1%, allerdings ist das Wachstum aufgrund der geringen Werte des Vorjahres im Jahr 2022 per Juli mit +57,1% sehr deutlich. Die Preise im Bekleidungseinzelhandel steigen nur moderat um +1,3% per Juli.
Der Außenhandel entwickelt sich insgesamt weiter positiv, allerdings sinken die Exporte von Textilien im Monat Juli um -5,9%. Im Gesamtjahr 2022 bleibt per Juli jedoch immer noch ein Exportplus von +1,1%. Auch bei den Ausfuhren entwickelt sich Bekleidung besser als Textil: +8,8% im Juli und +13,4% per Juli 2022. Die ifo-Daten zum Export zeigen, dass aus dem Auslandsgeschäft noch am ehesten Impulse zu erwarten sind, allerdings haben sich auch hier die Rezessionssorgen verstärkt.
Der Einfuhrüberschuss per Juli beträgt +38,0%.
Die Rohstoffeinfuhren steigen im Vorjahresvergleich weiterhin stark an, per Juli um +26,9%.
ifo-Konjunkturklimaindex September 2022
Das Konjunkturklima im September hat sich deutlich verschlechtert und ist sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch bei Textil und Bekleidung so schlecht wie seit Mitte 2020 nicht mehr. Sowohl Erwartungen als auch die Lagebeurteilungen sind eingebrochen. Textil ist dabei wie das verarbeitende Gewerbe insgesamt deutlich pessimistischer als Bekleidung, aber auch dort hat sich die Stimmung im September deutlich eingetrübt. Die Nachfrage- und Auftragssituation hat sich sowohl bei den Textil- als auch bei den Bekleidungsunternehmen im September deutlich vermindert.
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