Wirtschaft im Krisenmodus
Der Branchen-REPORT“ von Marketmedia24 liefert zuverlässige Analysen und Aussagen zu den Bedingungen, Einflüssen und Umsätzen eines Marktes. Retrospektive Markt- und Handelsdaten spiegeln die Trends und Entwicklungen einer Branche und bilden damit die Basis für die Zukunftsberechnungen der Kölner Marktforscher. Dabei müssen diese Szenarien im jetzt erschienenen „Branchen-REPORT Berufs- und Schutzkleidung 2022“ von einer Gegenwart ausgehen, in welcher die Corona-Pandemie nicht wirklich überwunden ist und der Krieg in der Ukraine die Berufs- und Schutzkleidungsbranche erheblich beeinträchtigt. Das bedeutet für diesen Markt, der bis zum Beginn der Corona-Pandemie eine weitgehend stabile und positive Entwicklung erlebte, im besten Fall einen deutlichen und im schlechtesten Fall einen katastrophalen Einbruch bis zum Jahr 2030. In drei von vier Szenario-Varianten zeichnen sich Umsätze ab, die zumindest zwischenzeitlich kaum höher oder sogar deutlich niedriger ausfallen als vor einem Jahrzehnt.
Schon vor dem Krieg hatte die Branche für Berufs- und Schutzkleidung mit Umsatzverlusten zu kämpfen. Nimmt man die beiden Corona-Jahre zusammen, liegen Ende 2021 die Umsätze für Berufskleidung und Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gemeinsam um 3,6 Prozent niedriger als Ende 2019. Wobei es die Berufskleidung härter traf (minus 4,5 Prozent) als die Persönliche Schutzausrüstung (minus 2,7 Prozent) Trotzdem weist der Umsatzvergleich des Gesamtmarktes 2016 zu 2021 noch immer ein Umsatzplus von 3,3 Prozent aus. Aber das aktuelle Abklingen der Pandemie sorgt für wenig Linderung: „Die Nachfrage nach einigen Produkten speziell im Gesundheitssektor wird sich verändern. Der Bedarf mancher Schutztextilien, wie zum Beispiel Masken, die auf freiwilliger Basis getragen werden, könnte bleiben. Außerdem veranlasst die Corona-Pandemie die Branche über die Produktionsländer im Hinblick auf Abhängigkeiten und Lieferketten nachzudenken“, ist Michael Jänecke, Director Brand Management Technical Textiles & Textile Processing der Messe Frankfurt, überzeugt. Allerdings wird es schwer, beispielsweise das nach China abgewanderte Know-how kurzfristig hierzulande wieder aufzubauen. Zudem reduziert sich die allgemeine Investitionsbereitschaft, was auch eine mögliche Beschaffung von Berufs- und Schutzkleidung betreffen kann, fürchtet die Markenindustrie.
Auf Handelsseite kann sich der Markt für Berufskleidung und PSA nicht von den allgemeinen Markttrends abkoppeln. So ist auch in dieser Branche der Distanzhandel der Shootingstar auf der ganzen Linie. Im Rückblick auf die letzten fünf Jahre hat der Online-Handel als einziges Handelsformat seinen Marktanteil ausgebaut – und zwar von 8,5 Prozent auf 12 Prozent. Ver-triebsseitig hat die Pandemie die Digitalisierung zusätzlich vorangebracht. Unter anderem set-zen Hersteller verstärkt auf digitale Medien wie Video-Meetings, digitale Showrooms, berichten die Weitblick-Produktmanager Thomas Schmitt und Egon Dalpont.
Schon vor Beginn der Corona-Krise ist sowohl die Marktbedeutung des Groß- als auch des Einzelhandels stetig und deutlich gesunken. Praktisch unverändert blieben die Marktanteile des größten Distributeurs, der Mietservice-Anbieter. Das gilt auch für den Direktvertrieb sowie die Werbe- und Promotionagenturen, die ebenfalls ihre Position im Markt behielten. Speziell den Dienstleistern, die ihren Kunden grundsätzlich mehr Flexibilität und persönliche Betreuung bieten, werden vor allem in Zukunft große Chancen eingeräumt.
Tatsächlich sind die Herausforderungen für die Unternehmen der Branche nicht völlig perspektivlos. Chancen bieten marktrelevante Trends, die sich schon heute abzeichnen und bzw. konkret auswirken: Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden einerseits auf Nachfrageseite und andererseits durch gesetzgeberische Vorgaben wichtiger. Für Dr. Rüdiger Fox, CEO bei Sympatex Technologies steht fest, dass Kreislaufwirtschaft die moralische Voraussetzung dafür ist, dass weiterhin synthetische Werkstoffe benutzt werden dürfen. Zudem werden höhere Anforderungen an die Qualität und ein wachsendes Hygienebewusstsein die Produktion ebenso beeinflussen wie Fragen der Bequemlichkeit, des Tagekomforts sowie mo-dische und individuelle Designs.