Die wichtigsten Indikatoren wie Umsatz, Beschäftigung und Exporte zeigen noch immer aufwärts. Allerdings trübt sich die Stimmung aktuell überraschend deutlich ein: Insbesondere die Erwartungen für das in- und ausländische Geschäft sinken, und zwar gegen den allgemeinen Trend. Dies ist zum Teil auf die sinkende Nachfrage, aber auch auf die teure und weiterhin sehr schwierige Beschaffungssituation zurückzuführen, die sich zum Jahreswechsel insbesondere in der Textil- und Bekleidungsindustrie noch einmal verschärft hat. Die steigenden Erzeugerpreise sind eine Folge dieser Entwicklung, können die Kostensteigerungen jedoch nicht vollständig kompensieren.
Die Umsätze steigen im Monat November im Vorjahresvergleich um deutliche 11,3 %, besonders bei Bekleidung (+33,4 %), weniger bei Textil (+2,6 %), allerdings aufgrund der bei Bekleidung besonders niedrigen Vorgaben aus dem Vorjahr. Zum Ende des vorletzten Monats des Jahres liegt der Gesamtumsatz der Branche damit bei +5,2 %. Das ist bei Textil +6,9 % mehr als im Vorjahr und bei Bekleidung immerhin +1,9 %. Für die kommenden Monate könnte es jedoch trotz auskömmlicher Preise zu einer Verlangsamung der Erholung kommen, da zum Jahresanfang die in- und ausländische Nachfrage von den Unternehmen überraschend negativ beurteilt wird. Hinzu kommt, dass die Beschaffungsseite weiter mit großen Preis- und Lieferproblemen zu kämpfen hat.
Die Beschäftigung liegt noch unter den Vorjahreswerten, erholt sich jedoch langsam wieder: Ende November waren in der Branche insgesamt -2,9 % weniger Menschen als im Vorjahr beschäftigt. Im bisherigen Jahresdurchschnitt waren es noch -4,4 %. Hinzu treten aktuell noch die anhaltenden Nachwuchs- und Rekrutierungsprobleme.
Die inländische Produktion steigt insgesamt, allerdings verlief die Entwicklung bei Textil in den vergangenen Monaten eher rückläufig: Textil hat per November jedoch noch immer +6,2 % mehr Produktion gemeldet als noch im Vorjahreszeitraum. Bekleidung hat in der zweiten Jahreshälfte zweistellige Zuwächse verbucht und liegt nunmehr mit +0,5 % immerhin wieder auf Vorjahresniveau.
Die Auftragseingänge und Auftragsbestände zeigen insgesamt ein positives Bild von der Entwicklung der Gesamtbranche im laufenden Jahr. Allerdings sind die aktuellen Erwartungen derzeit etwas eingetrübt (siehe auch ifo-Geschäftsklima und Umsatzentwicklung).
Die Erzeugerpreise blieben in der Vergangenheit stets nahezu unverändert. Die exorbitanten Beschaffungspreise haben nun auch Bewegung in die erzielten Preise der Hersteller gebracht: Im laufenden Jahr steigen die Preise bisher um +2,4 % bei Textil und um +0,7 % bei Bekleidung, Tendenz in beiden Segmenten weiterhin steigend.
Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel leidet noch immer stark unter den Corona-Maßnahmen und der Krise insgesamt. Auch ein weiterer starker Monat November (+16,3 %) reicht noch immer nicht, um an die Umsätze des ohnehin schwachen Vorjahres heranzukommen: Bisher liegen diese per November bei -8,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum, daran konnten auch die steigenden Preise im Einzelhandel nichts ändern. Die kurzfristigen Umsatzaussichten lassen vermuten, dass sich die Lage in den kommenden Monaten wohl kaum zum Besseren ändern wird.
Im Außenhandel steigen die Zahlen für Bekleidung: +7,0 % mehr Exporte per November. Der Exportaufschwung könnte jedoch vor einer Bremsung stehen, da die aktuellen Exporterwartungen der Branche sich gegen den allgemeinen Trend deutlich eingetrübt haben. Die Zahlen für Textil sind zwar rückläufig, wobei hier aber das Vorjahr durch exorbitante Umsätze mit PSA, insbesondere Masken, verzerrt ist. Auch die Textilunternehmen zeigen sich hinsichtlich Ihrer Exporterwartungen derzeit zurückhaltend.
Der Einfuhrüberschuss sinkt per November um -25,2 %.
Die Rohstoffeinfuhren steigen im Vergleich zum Vorjahr per November +21,6 %, wobei dieser überproportionale Anstieg auf deutlich gestiegene Preise zurückzuführen ist.
ifo-Konjunkturklimaindex Januar 2022
Während das Konjunkturklima für das verarbeitende Gewerbe insgesamt im Januar überraschend deutlich aufhellt, fallen die Indizes für Textil und Bekleidung deutlich. Die Lage wird zwar von der gesamten Industrie nach wie vor skeptisch beurteilt, jedoch mangelt es den Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie derzeit zusätzlich vor Allem an Optimismus für die kommenden Monate. Die inländische und auch die internationale Nachfrage bremst die Branche zum Jahresstart aus: Textil und Bekleidung gehören zu den wenigen Branchen, die ihre Exportaussichten pessimistischer beurteilen. Etwas positiver werden lediglich die erzielbaren Preise beurteilt, was jedoch die exorbitanten Beschaffungs- und Produktionskosten nicht hinreichend kompensieren kann.
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