Textile Fasern sind Grundlage für zahlreiche Lösungen, die Ressourcen schonen und die Umwelt schützen – ob in der Automobilindustrie, der nachhaltigen Energieerzeugung oder der Medizintechnik. Die Branche hat Zukunft – und bietet interessante Arbeitsplätze. Mit dem Nachwuchspreis NEXT möchte die Textilakademie NRW die Attraktivität der Ausbildung in diesem Bereich steigern und die Leistungen der Nachwuchskräfte würdigen. Nun wurden vier Auszubildende mit dem Award ausgezeichnet.
„Die Textilindustrie bietet interessante Ausbildungsmöglichkeiten und vor allem zukunftsfähige Arbeitsplätze. Selbst in diesen schwierigen Zeiten haben es junge Fachkräfte geschafft, herausragende Leistungen zu vollbringen. Diese Erfolge möchten wir würdigen“, sagt Rolf A. Königs, Vorsitzender des Verbandes der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. Deshalb hat die Textilakademie NRW mit Unterstützung der ZiTex - Textil & Mode NRW bereits zum elften Mal den Nachwuchspreis NEXT an die besten Auszubildenden in gewerblich-technischen Berufen der Textil- und Bekleidungsindustrie Nordwestdeutschlands vergeben. Auf den üblichen Festakt musste coronabedingt verzichtet werden. Die Preisträger erhielten ihre Auszeichnungen – im Beisein der Geschäftsführung und der Ausbildungsverantwortlichen – direkt in den jeweiligen Unternehmen.
Unabhängige Fachjury
Prämiert werden außerordentliche Leistungen junger Nachwuchskräfte auf Facharbeitsebene. Hierbei zählen nicht nur die Noten, sondern auch die persönlichen Entwicklungen der Auszubildenden. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus mehreren Unternehmen, den Textil- und Bekleidungsverbänden sowie der Textilakademie NRW, hat die Gewinnerinnen und Gewinner der Auszeichnung ermittelt.
Den 1. Platz belegte in diesem Jahr Laura Oellers. Sie absolvierte ihre Ausbildung zur Textillaborantin bei der VERSEIDAG INDUTEX GmbH in Krefeld. „Es war mein Traum, in einem chemischen Beruf zu arbeiten. Dieses Ziel konnte ich mithilfe der Ausbildung verwirklichen. Vielen ist gar nicht bekannt, was man im Bereich Textil Vielfältiges machen kann. Der Beruf der Textillaborantin ist hochinteressant, abwechslungsreich und komplex“, sagt die 22-Jährige, die ihre Zukunft weiter beim Hersteller technischer Textilien sieht und sich aktuell zur Technikerin weiterbildet. Markus Simon, Sprecher der Geschäftsführung: „Frau Oellers ist nicht nur fachlich herausragend, sondern überzeugt auch menschlich. Diese Kombination ist genau das, was wir in unserem Unternehmen brauchen. Ich freue mich auf den weiteren gemeinsamen Weg.“
Den 2. Preis erhielt Judith Bünder, die beim Modehersteller Gerry Weber International AG im ostwestfälischen Halle zur Textil- und Modeschneiderin ausgebildet wurde. Die 23-Jährige hat nicht nur ihre Ausbildung mit einer Note von 1,1 abgeschlossen, sondern sich auch im Jugend- und Ausbildungsrat des Unternehmens engagiert. Bünder wusste schon früh, dass sie einmal in der Branche arbeiten möchte. Mit 15 gründete sie ihr eigenes Modelabel mit dem Namen Mops, aktuell absolviert sie den Studiengang zum Design-Ingenieur an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. „Mein Ziel ist es, künftig in einem Fair-Fashion-Unternehmen zu arbeiten“, sagt Bünder.
Der 3. Preis ging an Meik Voß, der seine Ausbildung zum Produktveredler bei der Gerhard van Clewe GmbH & Co. KG im münsterländischen Hamminkeln abgeschlossen hat. Das Familienunternehmen veredelt Textilien, die in zahlreichen Branchen wie der Autoindustrie oder Heimtextilien zum Einsatz kommen. Der 22-Jährige wurde am Standort übernommen und arbeitet mittlerweile in der Instandhaltung. Parallel studiert Voß an der Hochschule Niederrhein in Krefeld Mechatronik und baut seine in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse aus. „Wir freuen uns sehr, dass wir den Nachwuchs in Zeiten des Fachkräftemangels von unserem Unternehmen überzeugen konnten. Herr Voß ist ein geschätzter Kollege“, sagt Ausbilder Marc Göllmann.
Mit dem Sonderpreis wurde Nino Krestel ausgezeichnet. Er hat eine Ausbildung zum Produktionsmechaniker bei der Müller Textil GmbH in Wiehl absolviert. Das über 110 Jahre alte Familienunternehmen ist Markführer für technische 3D-Textilien – und der weltweit führende spezialisierte Hersteller von Abstandsgewirken. Der Sonderpreis richtet sich insbesondere an Auszubildende, die im Bereich der persönlichen Entwicklung außergewöhnliche Fortschritte erreicht haben. Krestel hat als ungelernter Zeitarbeiter im Unternehmen angefangen und seine Ausbildung in zwei statt in drei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Die Müller Textil GmbH bot ihm dafür perfekte Bedingungen. „Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen mit einem familiären Umfeld. Das persönliche Miteinander zeichnet uns aus“, sagt Geschäftsführer Alexander Jones.
Vielfalt der Branche
Ziel des Preises NEXT ist es, die Attraktivität der Ausbildung in der Textilindustrie zu steigern und die Vielfalt der Branche zu präsentieren. Wie viele andere Branchen in Deutschland haben auch immer mehr Textilunternehmen akute Nachwuchssorgen. Der Präsident des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Dr. Wilfried Holtgrave betont: „Die Nachwuchssicherung ist für die gesamte Textil- und Modeindustrie wichtig. Nicht nur für die hochqualifizierten Stellen mit akademischem Hintergrund fehlt es an Bewerbern, sondern vor allem für die Facharbeiter im gewerblich-technischen Bereich.“ Diese Entwicklung sei angesichts des technologischen Fortschritts der Branche bedauerlich. Denn unter anderem im Bereich der technischen Textilien sieht Holtgrave großes Potenzial: „Die textilen Fasern sind zu unverzichtbaren Komponenten in der Auto- und Luftfahrtbranche, Umwelt- und Energietechnik, im Medizinbereich oder auch in der Bauwirtschaft geworden. Textil ist eine moderne Hochtechnologie, wir gestalten in Deutschland die Lösungen von morgen mit.“
Bild: Gewinnerin Laura Oellers/Textilakademie NRW
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