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Das Jahr 2019
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Die Umsätze sanken im vergangenen Jahr 2019 mit insgesamt -3,2 % deutlich. Dabei war Textil mit -4,4 % Umsatzminus besonders betroffen, und zwar über alle Segmente hinweg. Die Exporte in die wichtigsten Märkte der EU verzeichneten durchweg Rückgänge. Auch Bekleidung musste mit -1,2 % einen Rückgang hinnehmen, jedoch gab es hier durchaus Lichtblicke in der Exportentwicklung und in einzelnen Segmenten.

Die Beschäftigung in Deutschland sinkt zum Ende des Jahres 2019 um -4,9 %. Im Jahresdurchschnitt waren es allerdings nur -2,2 %. In Deutschland sind damit etwa 116 000 Mitarbeiter in der Textil- und Modeindustrie beschäftigt, das sind ca. 2 000 weniger als im Vorjahr. Die Beschäftigung entwickelt sich als nachlaufender Indikator in den Teilbranchen tendenziell wie die Umsätze: Textil musste 2019 zum Stichtag Ende Dezember einen Rückgang von -5,7 % verzeichnen, bei Bekleidung waren es -3,1 % weniger.

Die Exporte entwickelten sich weiterhin positiv (+2,5 %), besonders das Exportvolumen von Bekleidung stieg nochmals, wobei auch hier Textil -2,9 % weniger, Bekleidung hingegen +5,6 % mehr Exporte verzeichnete.

Die Importe stiegen mit +1,2 % moderat an. Der Bekleidungseinzelhandel konnte 2019 im Gegensatz zum Vorjahr 2018 zumindest in moderatem Umfang von der guten inländischen Konjunktur und der steigenden Konsumstimmung profitieren, blieb allerdings mit +0,3 % hinter dem gesamten Einzelhandel (+3,5 %) zurück.

Das Jahr 2019 im Einzelnen:

Umsatz
Das Jahr 2019 schließt wie schon das Vorjahr mit einem Umsatzminus ab. Insgesamt betrug der Rückgang -3,2 %. Im Gegensatz zum Vorjahr schließt im Jahr 2019 das Textilsegment jedoch schlechter ab als Bekleidung.

Textil befindet sich seit Ende 2018 in den roten Zahlen und da kaum ein Monat mit einem Umsatzplus abgeschlossen hat, vermindern sich die Umsätze im Vorjahresvergleich um -4,4 %. Ein Ende des Trends ist derzeit nicht abzusehen. Auch Bekleidung konnte trotz der niedrigeren Vorgaben aus dem Vorjahr die Umsätze nicht steigern. Allerdings fiel das Minus mit -1,2 % relativ moderat aus.

Die Segmententwicklung
Im abgelaufenen Jahr 2019 hat jedes einzelne Teilsegment bei Textil Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Das betraf insbesondere die Vorstufensegmente Spinnerei, Weberei und Veredlung, aber auch die Wachstumssparten der vergangenen Jahre wie Vliesstoffe und, in etwas geringerem Ausmaß, auch die technischen Textilien.

Hier schlägt die aktuelle Abkühlung der Industriekonjunktur zu Buche, da die Hersteller von Textilien in zunehmendem Maß als Zulieferer, z. B. in die Automobilindustrie, tätig sind.

Das Bekleidungssegment war im vergangenen Jahr, wie schon 2018, durch einen ausgeprägten Rückgang bei dem größten Teilsegment sonstige Oberbekleidung gekennzeichnet. Die übrigen Segmente konnten Zuwächse verzeichnen. Allerdings reichten diese nicht aus, um die Bekleidungsumsätze insgesamt im Vorjahresvergleich steigen zu lassen.

Betrachtet man die Umsatzentwicklung nach der Zielregion der Umsätze, so zeigt sich auch im abgelaufenen Jahr 2019 die große Bedeutung der Eurozone für die deutschen Textil- und Bekleidungshersteller. Dem gegenüber waren die Umsätze mit dem übrigen Ausland durchweg stark rückläufig. Auch der Inlandsabsatz drückte den Umsatz der Unternehmen weiter ins Minus, zumal auch der Inlandskonsum im vergangenen Jahr nur leicht zulegen konnte.

Nach einigen Jahren des Personalaufbaus hinterlässt zum Ende des Jahres die über mehrere Monate hinweg andauernde Konjunkturflaute auch bei der Beschäftigung deutliche Spuren. Der Rückgang 2019 ist so deutlich wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Rückgang beträgt bei Textil -3,3 %, für die Branche insgesamt sind es -2,2 %. Bekleidung kann die Beschäftigung mit +0,1 % stabil halten. Dabei ist jedoch zu beachten, dass in den vergangenen Jahren gegen den langfristigen Trend die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland gesteigert werden konnte.

Wie im Vorjahr sinken die geleisteten Arbeitsstunden bei gleicher Anzahl von Arbeitstagen parallel zu den rückläufigen Umsätzen: Bei Textil um -4,1 %, bei Bekleidung um -0,7 %, insgesamt sind es -3,1 %. Die Lohn- und Gehaltssummen entwickeln sich aufgrund von Lohnsteigerungen etwas anders: Bei Textil sinken sie im Jahresvergleich um -0,4 %, bei Bekleidung stieg die Summe der Bruttolöhne und –gehälter um +2,7 %.

Produktion
Die inländische Produktion sinkt im Jahr 2019 bei Textil im Jahresverlauf um -1,6 %. Dabei ist der Rückgang zum Jahresende hin besonders deutlich: In den letzten drei Monaten waren es -5,0 %. Bei Bekleidung liegt das Produktionsvolumen mit +0,3 % etwa auf Vorjahresniveau. Allerdings ist der Produktionsindex aufgrund seiner engen statistischen Definition gerade im Bekleidungssektor für in Deutschland ansässige und produzierende Unternehmen nur eingeschränkt aussagekräftig, was auch durch die sehr hohen Steigerungsraten zum Jahresende deutlich wird.

Preise
Die Erzeugerpreisindizes (Verkaufspreise Inlandsabsatz) für Textilien und Bekleidung steigen seit Jahren nur langsam an. Im vergangenen Jahr 2019 waren es +0,8 % (Textil) bzw. +1,2 % (Bekleidung). Bei den Beschaffungspreisen für Rohstoffe entspannt sich die Lage nach den deutlichen Preissteigerungen seit 2016 etwas.

Allerdings belastet insbesondere der hohe Strompreis, der 2019 nochmals um +2,4 % zulegte.

Verkaufspreise
Textil +0,8 %
Bekleidung +1,2 %
Beschaffungspreise
Farbstoffe 0,0 %
Kunststoffe, in Primärformen -0,5 %
Chemiefasern +0,4 %
Elektrischer Strom +2,4 %

Einzelhandel Umsatzveränderung 2019
Bekleidungseinzelhandel +0,3 %
gesamter Einzelhandel +3,5 %

Die Umsätze des textilen Einzelhandels (inkl. Schuhe) können im abgelaufenen Jahr 2019 mit +0,7 % leicht zulegen. Insbesondere der stationäre Einzelhandel bleibt abermals hinter der guten Entwicklung im gesamten Einzelhandel zurück. Während der gesamte Einzelhandel um +3,5 % zulegen konnte, konnte der Bekleidungseinzelhandel von der nach wie vor guten Konsumstimmung nicht in vollem Ausmaß profitieren. Allerdings legte der Internet- und Versandhandel mit Textil, Bekleidung und Schuhen erneut mit +5,3 % deutlich zu.

Der langfristige Vergleich von stationärem und Onlinehandel zeigt, dass wesentliche Umsatzsteigerungen seit etlichen Jahren aus dem Online- und Versandgeschäft resultieren. Selbst wenn der Strukturbruch des Jahres 2015 (einmaliger Sondereffekt) außer Betracht bleibt, übertreffen die Steigerungsraten des Online-Handels seit vielen Jahren die des gesamten Handels.

Außenhandel
Bei den Exporten kam es 2019 erneut zu einer starken Ausweitung des Handelsvolumens von Bekleidung innerhalb der EU, zum Teil handelt es sich hier sicherlich um eine Verschiebung der Wertschöpfungsketten, was auch die hohen Steigerungsraten mit Ländern wie Polen nahe legt. Das Exportvolumen insgesamt ist ebenfalls gestiegen. Im Gegensatz zu den Steigerungen bei Bekleidung geht bei Textil jedoch das Exportvolumen zurück, und zwar insbesondere in nahezu sämtliche wichtige EU-Länder. Allein das Zielland USA konnte nennenswert zulegen. Das Handelsvolumen mit Großbritannien ist nach den deutlichen Rückgängen des Jahres 2018 weiter rückläufig. Dennoch bleibt die EU der mit großem Abstand wichtigste Exportmarkt für deutsche Textil- und Bekleidungsunternehmen.

Außerhalb der EU bleiben die USA wichtigster Exportpartner, während die Bedeutung Chinas als Zielland für deutsche Exporte im vergangenen Jahr abgenommen hat.

Bei den Importen bleibt China bedeutendster Handelspartner und kann seine Exporte nach Deutschland, ebenso wie Bangladesch, noch steigern. Andere Länder Ostasiens, wie Vietnam oder Myanmar, gewinnen an Bedeutung, während die Türkei als Importland für deutsche Unternehmen weiter an Bedeutung verliert.

Kurzfristige Perspektiven
Betrachtet man zum einen die Auftragsbestände und die (nachfolgenden) Umsätze andererseits im Zusammenhang, ergibt sich folgendes Bild: Die Erholungsphase Ende 2018 war bei Textil nur von kurzer Dauer. Die Hoffnungen auf einen Aufschwung haben sich nicht erfüllt. Im Gegenteil, das Jahr 2019 war von einem Abschwung geprägt, der sich durch deutlich und stetig sinkende Auftragsbestände ankündigte. Insofern sind die weiter sinkenden Auftragsbestände kein Hoffnungssignal für eine baldige Trendwende. Am aktuellen Rand zeigt sich für Bekleidung dem gegenüber ein etwas positiveres Bild: Zwar war das Jahr 2019 im ersten Halbjahr von einem Abschwung geprägt, seitdem konnten die Auftragsbestände jedoch aufgebaut werden, was die Hoffnung auf nachfolgende Umsatzerholung wachsen lässt.

Der ifo–Konjunkturklimaindex zeigt für das gesamte verarbeitende Gewerbe in den letzten Monaten eine leichte Stabilisierung. Textil und Bekleidung entwickeln sich insgesamt volatiler. Bei Bekleidung kann über die vergangenen Monate ebenfalls eine stabile Entwicklung ausgemacht werden, während allerdings am aktuellen Rand eher wieder die pessimistischere Stimmung zu dominieren scheint. Bei Textil hingegen waren die zurückliegenden Monate von optimistischeren Einschätzungen der Unternehmen geprägt, allerdings von sehr niedrigem Niveau aus. Insgesamt scheinen die Befunde für Textil und Bekleidung auf den ersten Blick etwas überraschend zu sein, zumal bei den Konjunkturzahlen eher Bekleidung als Textil am aktuellen Rand leichte Ansätze von Erholung zeigt. Betrachtet man allerdings nur die Erwartungen der Unternehmen und lässt die aktuelle Geschäftsbeurteilung außer Acht, so zeigt sich, dass sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsunternehmen seit dem Jahreswechsel wieder optimistischer in die Zukunft blicken. Sämtliche Daten beinhalten allerdings noch nicht die jüngsten außenwirtschaftlichen Entwicklungen, insbesondere die Auswirkungen der Corona-Infektionen. Anzeichen für eine Trendwende lassen sich daher noch nicht feststellen.