Der Abschwung verfestigt sich. Das zeigen sowohl die Zahlen des zweiten Quartals 2024, die nahezu durchweg negativ waren. Aber auch die Frühindikatoren wie Auftragseingänge und die aktuellen Lageeinschätzungen und Erwartungen der Unternehmen bestätigen leider die Krisentendenz. Der Export als Stütze fällt in der aktuellen Situation aus, auch der Außenhandel ist rückläufig, obwohl andere Länder besser dastehen als Deutschland.
Der negative Umsatztrend aus dem Vormonat setzt sich im Juni fort: Der Umsatz in der gesamten Branche geht um -9,8 % zurück, im ersten halben Jahr ist der Gesamtumsatz damit um -4,9 % geringer als im selben Zeitraum 2023. Das Textilsegment liegt per Juni um -5,3 % unter den Umsatzwerten 2023, bei Bekleidung sind es -4,3 %. Die (oftmals zweistelligen) Verluste ziehen sich durch sämtliche Segmente, keines kann im Juni einen Umsatzzuwachs vermelden. Die Anzahl der Betriebe sinkt im Vorjahresvergleich Ende Juni bei Textil um -4,0 %, bei Bekleidung um -9,5 %.
Auch die Beschäftigung sinkt. Ende Juni waren bei Textil -5,1 % weniger Personen als im Vorjahr beschäftigt, bei den Bekleidungsunternehmen waren es -3,0 % weniger. Die geleisteten Arbeitsstunden sinken überproportional: in der Textilindustrie per Juni um -6,1 %, bei Bekleidung um -4,2 %. Die Bruttolohn- und Gehaltssummen sinken bei Textil ebenfalls aufgrund von Lohn- und Gehaltssteigerungen allerdings unterproportional um -1,8 %, bei Bekleidung steigen sie per Juni um +3,4 %. Im Monat Juni sind sie allerdings um -3,6 % gefallen.
Die inländische Produktion1) geht im Jahresverlauf deutlich zurück; per Juni bei Textil um -3,1 %, bei Bekleidung um -16,5 %.
Am aktuellen Rand, also in den Monaten Mai und Juni, vermelden beide Segmente noch stärkere Rückgänge aufgrund der sich im Verlauf des Jahres weiter verschlechterten Konjunkturlage.
Die Auftragseingänge und Auftragsbestände zeigen nach den schwankenden Zahlen am Jahresanfang ein ähnliches Bild: Sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung verschlechtert sich die Situation zum aktuellen Rand hin.
Die Erzeugerpreise haben sich nach dem Inflationsschub der vergangenen Jahre und Monate wieder im sonst üblichen Rahmen eingependelt und bewegen sich sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung im laufenden Jahr stabil auf einem kaum veränderten Niveau. Im Jahresvergleich bedeutet das für Textil kaum veränderte Preise, bei Bekleidung sind die Preise im Vorjahresvergleich per Juni um +1,5 % gestiegen.
Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel kann aktuell aufgrund eines technischen Problems bei der amtlichen Statistik nur geschätzt werden. In naher Zukunft ist aber mit einer Wiederaufnahme der Meldungen zu rechnen.
Der Außenhandel verlief bisher für beide Segmente unbefriedigend. Die Tendenz der Exportschwäche hat sich sogar noch einmal verstärkt: Im ersten halben Jahr sanken die Gesamtexporte der Branche um -4,7 % (Textil -8,2 %, Bekleidung -3,0 %).
Im aktuellen Monat Juni sinken die Exporte um -14,9 % bei Textil und um -10,2 % bei Bekleidung. Auch die Importzahlen lassen in beiden Segmenten deutlich nach.
Die Rohstoffeinfuhren sinken um -20,8 %.
ifo-Konjunkturklimaindex August 2024
Das Konjunkturklima für die Industrie hat sich im August nochmals stark verschlechtert. Das ifo-Institut konstatiert, dass die Krisensituation sich verfestigt hat. Genau wie es in der Textil- und Bekleidungsindustrie der Fall ist, wird als eine wesentliche Ursache genannt, dass die Exporte im aktuellen Fall nicht stützend wirken und es darüber hinaus an Aufträgen mangelt. Dies führt bei den Unternehmen der Bekleidungsindustrie dazu, dass die Erwartungen so schlecht sind wie selbst während der Corona-Phase nicht. Zwar hat sich das Konjunkturklima bei den Textilunternehmen etwas stabilisiert, jedoch noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau.
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