Die Konjunkturzahlen und auch das ifo-Konjunkturbarometer deuten auf eine Konjunkturabschwächung in der Branche hin. Zwar sind die aktuellen Zahlen per Mai bei Bekleidung noch immer positiver als die für die Textilindustrie, die Dynamik lässt jedoch spürbar nach. Hinzu kommt, dass die Frühindikatoren wie beispielsweise die Auftragseingänge nicht nur bei den Textilherstellern, sondern auch bei Bekleidung zurückgehen.
Die ifo-Konjunktureinschätzungen werden in beiden Segmenten parallel zur Gesamtentwicklung im verarbeitenden Gewerbe am aktuellen Rand sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung zunehmend pessimistischer eingeschätzt.
Die Entwicklung der Umsätze verläuft weiter unterschiedlich: Im Mai mit einem Minus von -4,1 % bei Textil und einem Plus von +10,2 % bei Bekleidung. Kumuliert per Mai bedeutet das für die Textilindustrie einen Umsatzrückgang von -0,5 %, bei der Bekleidungsindustrie jedoch wurden +15,0 % mehr Umsätze als im Vorjahreszeitraum erzielt. Insgesamt liegt die Branche damit genau auf Vorjahresniveau. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Zahl der Unternehmen bei Textil im laufenden Jahr etwas niedriger liegt als im Vorjahr, während die Anzahl der am Markt tätigen Bekleidungsunternehmen etwa gleich geblieben ist.
Die Beschäftigung entwickelt sich entsprechend der Umsätze und der Zahl der Unternehmen: Bei Textil waren Ende Mai -1,4 % weniger Menschen beschäftigt als im Jahr zuvor, bei Bekleidung waren es +5,4 % mehr. Die Bruttolohn- und Gehaltssummen steigen hingegen aufgrund der Lohnsteigerungen in beiden Segmenten an: Bei Bekleidung um +9,7 % per Mai, bei Textil trotz des Rückgangs der Beschäftigung und der Anzahl der Unternehmen um +4,0 %. Die geleisteten Arbeitsstunden gehen bei Textil in den ersten fünf Monaten mit -1,5 % zurück, bei Bekleidung hingegen steigen die geleisteten Arbeitsstunden um +3,6 %.
Die inländische Produktion1) des Jahres 2023 ist bisher klar niedriger als im Vorjahr. Allerdings zeigt sich bei Bekleidung eine steigende Tendenz: Die Produktion der letzten Monate liegt über dem Vorjahr, per Mai allerdings mit -4,3 % noch darunter. Bei Textil ist der Trend hingegen rückläufig. Per Mai ging die Produktion um -7,4 % zurück.
Auch die Auftragseingänge entwickeln sich bei Bekleidung positiv: Obwohl in den letzten Monaten Rückgänge verzeichnet wurden, stieg der Auftragseingang im Jahr 2023 bisher um insgesamt +3,6 %. Bei Textil sinken die Auftragseingänge mit meist zweistelligen Raten. Per Mail liegen sie um -10,9 % unter dem Vorjahreswert.
Die Erzeugerpreise steigen weiterhin an, wenn auch im Einklang mit der allgemeinen Preisentwicklung nur noch moderat. Textil ist insbesondere durch die höhere Abhängigkeit von energieintensiven Rohstoffen stärker betroffen:
Die Erzeugerpreise liegen per Mai um +8,8 % über dem Vorjahr. Die Preise bei Bekleidung liegen um +5,8 % über dem Vorjahr und steigen aktuell kaum noch weiter an.
Der nominale Umsatz im Bekleidungseinzelhandel ist nach dem schwachen April im Monat Mai nochmals gesunken, und zwar um -1,9 %. Per Mai bedeutet das aber noch immer ein Plus von +6,7 %. Der gesamte Einzelhandel konnte seinen Umsatz im Monat Mai um +2,6 % steigern und verzeichnet damit ein Umsatzplus von +2,9 % per Mai.
Für den Außenhandel der Textil- und Bekleidungsindustrie war der Mai ein schwacher Monat: -7,2 % Exporte bei Textil, -3,3 % bei Bekleidung. Im Gesamtjahr führt dies bei Textil zu einem Exportrückgang von bisher -4,1 %, Bekleidung hat per Mai +2,5 % mehr Waren exportiert. Die Importe sind in beiden Segmenten deutlich rückläufig.
Der Einfuhrüberschuss sinkt aufgrund des weiterhin hohen Importrückganges per Mai 2023 weiter um -34,7 %.
Die Rohstoffeinfuhren sinken aufgrund der hohen Rohstoffpreise des Vorjahres teils preisbedingt per Mai um -17,0 %.
ifo-Konjunkturklimaindex Juli 2023
Der Abschwung des Konjunkturklimas in der Industrie insgesamt hat sich im Juli fortgesetzt und liegt jetzt wieder auf dem Niveau von Oktober 2022. Die Erwartungen der Unternehmen sinken, insbesondere aber die aktuellen Lageeinschätzungen. Die Textilindustrie folgt dem Trend der Gesamtindustrie im Großen und Ganzen schon seit vielen Monaten. Dabei sind die Hersteller technischer Textilien derzeit besonders pessimistisch gestimmt. Nachdem die Bekleidungshersteller in den vergangenen Monaten dem gegenüber oft deutlich optimistischer eingestellt waren, sinkt das Konjunkturklima nun auch dort, und zwar insbesondere aufgrund der gesunkenen kurzfristigen Geschäftserwartungen.
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