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Aufwärtstrend noch stabil, aber die Konjunktursorgen nehmen wieder zu
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Trotz des Ukraine-Kriegs mit massiven Auswirkungen auf Lieferketten und Energiepreise steigen die wichtigen Indikatoren im April weiter an. Der Trend zur Konjunkturerholung scheint damit intakt zu sein, bei Bekleidung noch deutlicher als bei Textil. Auftrags- und Preissituation werden aus Unternehmersicht noch immer überdurchschnittlich positiv beurteilt. Die Sorgen der Unternehmen nehmen jedoch merklich zu, insbesondere mit Blick auf mögliche massive Einschränkungen bei der Gasversorgung.

Die Umsätze steigen im aktuellen Monat April im Vergleich zum Vorjahresmonat mit +12,1 % kräftig an. Bei Textil waren es +4,3 %, bei Bekleidung sogar +31,8 %. In den ersten vier Monaten beträgt das Umsatzplus damit +13,2 % (Textil +7,4 %, Bekleidung +25,5 %). Damit befindet sich Textil wieder auf dem Umsatzniveau von 2019, dem letzten Jahr ohne Corona-Effekte, während Bekleidung noch mehr als 10 % unter den Umsätzen von 2019 liegt.

Die Beschäftigung steigt insgesamt wieder leicht an und liegt Ende April um +0,4 % über Vorjahr. Allerdings geht dieses Plus ausschließlich auf das Bekleidungssegment zurück (+1,6 %), bei Textil waren es -0,2 % weniger Beschäftigte als Ende April 2021.

Die inländische Produktion sinkt im April, wie auch schon im März, gegenüber dem Vorjahresmonat: um -10,2 % bei Textil und um -1,3 % bei Bekleidung. Textil weist damit im Jahr 2022 bisher eine um -5,0 % gesunkene Produktion aus, bei Bekleidung steigt das Produktionsvolumen in den ersten vier Monaten um +8,2 % an. Der Vergleich mit den Auftragseingängen und -beständen zeigt die aktuellen Lieferkettenstörungen auf.

Die Auftragseingänge und Auftragsbestände sind in beiden Segmenten nach wie vor hoch, auch wenn im Monat April der Auftragseingang bei Textil etwas nachgab. Hier zeigt sich der durch die Lieferkettenstörungen verursachte Auftragsüberhang bei den Unternehmen der Industrie, der insbesondere bei Textil jedoch durch Lieferprobleme nicht vollständig durch steigende inländische Produktion abgearbeitet werden konnte.

Die Erzeugerpreise steigen wie auch in den übrigen Industriebranchen weiter mit immer höheren Raten an: mit +10,3 % bei Textil gegenüber April 2021 und +3,0 % bei Bekleidung. Bei Bekleidung gab es zuletzt vergleichbare Preissteigerungen vor über zehn Jahren, bei Textil sind die Preissteigerungen so stark wie noch nie. Allerdings bewegen sich die Erzeugerpreise noch immer zum Teil deutlich unter denen der meisten anderen Branchen.

Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel ist aufgrund des Lockdowns im Vorjahr um ein Vielfaches gestiegen, per April um +182,4 %. Wie auch beim Umsatz der Bekleidungshersteller, so hat auch der Umsatz des Bekleidungseinzelhandels noch nicht wieder das Niveau vor Corona erreicht. Die Preise ziehen wieder an, im April mit +3,9 % vergleichsweise kräftig.

Auch beim Außenhandel entwickelt sich Bekleidung etwas besser als Textil: Die Exporte steigen bei den Bekleidungsherstellern um +7,6 % per April, während sie für Textil in den ersten vier Monaten 2022 um -1,7 % gesunken sind. Auch die Importe per April steigen bei Bekleidung (+19,2 %) und sinken bei Textil (-2,3 %). Der Einfuhrüberschuss per April steigt um +34,1 %. Die Rohstoffeinfuhren steigen per April nochmals deutlich um +31,0 %, wobei ein Großteil der Steigerungen weiterhin auf die stark gestiegenen Preise zurückzuführen ist.

ifo-Konjunkturklimaindex Juni 2022
Das bisher stabile Konjunkturklima für das verarbeitende Gewerbe insgesamt sinkt im Monat Juni spürbar. Ein wesentlicher Grund für den zunehmenden Pessimismus ist die unsichere Energieversorgung, was besonders in den kräftigen Rückgängen bei der chemischen Industrie zum Ausdruck kommt. Bei der Textilindustrie setzt sich der seit einem Jahr anhaltende tendenzielle Rückgang beim Konjunkturklima fort, während die Bekleidungsunternehmen seit einigen Monaten, teils gegen den Trend in der Industrie, die Konjunktursituation erfreulich optimistisch beurteilen.