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Wie Hanf zur Lösung unseres Klimaproblems beitragen kann
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Expert Talks: Tolle Vorträge und spannende Diskussionsrunden im Rahmen der PERFORMANCE DAYS am 27. und 28. April 2022

Im Rahmen der kommenden PERFORMANCE DAYS, die erstmals wieder als Hybridveranstaltung am 27. und 28. April 2022 auf dem Gelände der Messe München stattfinden wird, holen die Organisatoren viele international bekannte Redner auf die Bühne. Im Rahmen der Expert Talks rückt die Messe spannende Themen u.a. auch rund um das diesjährige Focus Topic „Auf dem Weg zur CO2-Neutralität“ in den Mittelpunkt. Was können wir tun, um die CO2-Bilanz langfristig zu verbessern? Wo stehen wir heute und welche Ziele verfolgt die Textilbranche in Zukunft? Einen Einblick in das Wundermittel Hanf gewährt die Journalistin und Fotografin Maren Krings, die mit ihrem Buch „H is for HEMP“ eindrucksvoll beschreibt, welches Potential in Hanf steckt und wie die Nutzpflanze unseren Planeten retten könnte.

Immer mehr Sport und Modemarken setzen sich als Umweltziel, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden. Die CO 2 Bilanz dient dabei als Ausgangspunkt für nachhaltige Mode und mehr Verbrauchertransparenz. Dieser Prozess beginnt bei den Materialien, die Textilpr oduzenten liefern, und erfordert Kenntnisse über die Menge an CO 2 die während der Produktion emittiert wird. „Wie lassen sich zukünftig CO 2 Emissionen einsparen?“. Das Focus Topic „Auf dem Weg zur CO 2 Neutralität“ sucht Antworten auf diese Frage, die auch im Rahmen der diesjährigen Expert Talks am 27. April 2022 im Rahmen der PERFORMANCE DAYS Beachtung finden. Darüber hinaus stehen wie gewohnt die Stoff und Faserhighlights der kommenden Saison Sommer 2024, ebenso wie aktuelle Farbtrends und weitere Innovationen im Fokus.

Eine der beeindruckenden Referenten ist Maren Krings. Die deutsche Fotografin und Climate Impact Storytellerin hat auf vier Kontinenten die Wiederentdeckung des Industriehanfs verfolgt und ihre Reise in dem Buch „H is for HEMP“ zusammengetragen. Wieviel Potential in Hanf steckt, zeigt Krings nicht nur eindrucksvoll in ihrem Buch, sondern schon vorab hier im Interview.

Warum gerade Hanf? Wie bist du auf diese Pflanze gestoßen?
Maren Krings: Eigentlich ist Hanf auf mich gestoßen. Ursprünglich hatte ich 2016 eine Dokumentation über die Flüchtlingskrise in Europa geplant. Bei dieser Recherche bin ich dann regelmäßig über die Pflanze Hanf gestolpert und habe immer wieder erfahren, welches Potential in dieser Pflanze steckt. Mein Gedanke: Warum kreuzt diese Pflanze eigentlich ständig meinen Weg? Die andere Frage: Warum flüchten Menschen aus ihrer Heimat? Weil sie politisch verfolgt werden, keine Arbeit finden, keine Bildung erhalten, kein Zuhause haben, die Lebensgrundlagen nicht passen und es am Ende an Nahrung fehlt. Hanf hat das Potenzial, sich um alle diese Punkte zu kümmern: Nahrungsmittel, Wasser, Gesundheit, Bildung, Einkommen und Arbeit. Das wäre in etwa vergleichbar damit, als könnte man unsere globale Währung Geld gegen eine globale Währung Natur eintauschen. Wie kann der Hanf uns dabei helfen, „grünere“ Wege zu gehen und am Ende nachhaltiger zu denken und zu leben, nachhaltiger zu produzieren, nachhaltigere Materialien zu verwenden? All das war ausschlaggebend dafür, mehr über dieses Wundermittel zu erfahren und insbesondere herauszufinden, inwieweit Hanf tatsächlich zu einem „System Reset“ beitragen kann. Mit diesem Ziel habe ich mich dann auf diese spannende fünfjährige Reise begeben, um zu untersuchen, wie Hanf bei der Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft helfen kann – eine Wirtschaft, die den positiven gesamtgesellschaftlichen Nutzen ins Zentrum rückt, anstatt sich auf Wachstum zu konzentrieren.

Was macht Hanf so besonders?
Krings: Hanf schöpft sein volles Potential aus, wenn wir die Nutzpflanze holistisch betrachten. Hanf besitzt einzigartige Eigenschaften, die zur universellen Nutzung beitragen. Keine andere Pflanze hat eine derartige Vielseitigkeit. Tatsächlich blickt das Gewächs auf eine lange Tradition zurück. Schließlich gehört Hanf zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Bereits im alten Ägypten sollen die Pflanzenauszüge zur Anwendung gekommen sein. Zum einen ist die Pflanze ein perfekter Bodenreiniger. Das Hanfgewächs stellt keine großen Ansprüche und wächst auch ohne den Einsatz von Pestiziden schnell. Hanf kann vielmehr dabei helfen, die Bodenstruktur als auch die Fruchtbarkeit des Erdreiches zu verbessern. Weil die Pflanzen in gewissen Geografien bis zu vier Meter hoch werden können, viele Wurzeln entwickeln und das Blätterwerk spätestens im Juli so dicht ist, bekommen Beikräuter im Feld schnell zu wenig Licht und gehen ein. Deswegen muss Hanf nicht chemisch mit Herbiziden gespritzt werden, unter denen vor allem Insekten wie Bienen und Bodentiere leiden. So kann Hanfanbau in der ökologischen Landwirtschaft zur umweltschonenden Beikrautregulierung genutzt werden. Zudem verweist es Unkraut in seine Schranken. Auch mit Baumwolle kann es das Gewächs aufnehmen. Mit Blick auf dieselbe Nutzfläche gelingt es, bis zu dreimal so viel Fasern wie mit Baumwolle zu gewinnen.

… und am Ende auch nachhaltig?
Krings: Besonders nachhaltig ist, dass fast alle Teile der Pflanze verwendet werden können. Außerdem produziert Hanf einen höheren Anteil an Biomasse als viele andere Nutzpflanzen, weist eine hohe Haltbarkeit auf und sorgt bei seinem Anbau für eine niedrige Energiebilanz. Hanf ist anspruchslos und wächst auf fast jedem Boden von den Tropen bis nach Sibirien. Baumwolle hingegen wächst nur in besonders warmen und trockenen Regionen. Die Folge sind längere Transportwege und intensivere Bewässerung verglichen mit Hanf. Bauern, die ihre Landwirtschaft umstellen müssen, weil sie keine fruchtbaren Böden zur Verfügung haben, setzen häufig auf Hanfanbau. Das Resultat sind am Ende bessere Böden und höhere Erträge. Gerade durch seine Vielseitigkeit, Regionalität und Robustheit ist Hanf ein hoffnungsvoller, erneuerbarer Rohstoff der Zukunft.

In welchen Bereichen lässt sich Hanf einsetzen?
Krings: Hanf ist sehr vielseitig und kann für viele Produkte verwendet werden. Alle Pflanzen-Bestandteile können verarbeitet werden – eine hohe Wertschöpfung ist die Folge. Den größten Boom erfährt Hanf im Moment zweifelsohne im Supplement- und Food-Sektor sowie in der Medizin. Erstmals wurde in Europa im 19. Jahrhundert indischer Hanf als Heilmittel mit euphorisierender Wirkung beschrieben. Heute bekommt das Thema „Cannabis als Medizin“ immer mehr Akzeptanz. Aus dem Food- und Healthmarkt ist das Thema Hanf zudem nicht mehr wegzudenken. Darüber natürlich auch im Kosmetikbereich. Was erstaunlich ist, Hanf bietet im Wesentlichen zwei Rohstoffe für Bau- und Dämmstoffe. Zum einen die außenliegende Hanffaser und zum anderen den holzigen Kern der Stängel, die sogenannten Hanfschäben. Hanffasern werden als Wärmedämmung verwendet. Man kann mit Hanf aber auch massiv bauen.

Was heißt das für den textilen Gebrauch?
Krings: Hanf ist extrem strapazierfähig, man könnte Kleidungsstücke aus Hanf tatsächlich über Jahrzehnte tragen, oft finden wir Leinentücher bestehend aus Hanf und Flax, welche durch mehrere Generationen weitervererbt wurden, was ja an sich schon eine gute Voraussetzung für ein nachhaltiges Handeln darstellt. Was das Thema Textilhanf betrifft, so bin ich hauptsächlich in China und in der Türkei unterwegs gewesen. Dabei fällt eben auf, dass beim Anbau keine Pestizide verwendet werden, zudem auch extrem wenig Wasser notwendig ist – die Böden können nach dem Ernten sofort wieder neu bepflanzt werden. Generell finde ich sollte die Textilindustrie den Einsatz von Naturmaterialien unterstützen.

Und wie sieht die CO2-Bilanz aus?
Krings: Hier muss man mit entsprechenden Angaben extrem vorsichtig sein, da Hanf in verschiedenen Regionen angebaut wird und natürlich auch aufgrund des Klimas unterschiedlich wächst – in Island sind die Pflanzen generell natürlich kleiner als zum Beispiel in der Türkei. Hier habe ich Pflanzen gesehen, die über acht Meter hoch sind. Im groben Durchschnitt kann man sagen, dadurch, dass er so schnell wächst und auch in den meisten Regionen eine extrem hohe Biomasse hat, sequestriert er mehr CO2 im Schnitt wie die anderen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Im Vergleich zu Baumwolle ist Hanf deswegen unschlagbar.

Warum ist eine Legalisierung auch für den Industriehanf sinnvoll?
Krings: Den Bauern würde eine Legalisierung extrem helfen bzw. den Anbau und die Ernte einfach um einiges entspannter gestalten – sobald Hanf anfängt zu blühen, müssen die Bauern dies den dafür zuständigen Behörden melden. Denn bisher dürfen Cannabis-Extrakte nur an den Endverbraucher abgegeben werden, wenn sie aus Hanfsorten gewonnen werden, die weniger als 0,3 Prozent des psychoaktiven Wirkstoffs THC enthalten. Anbau und Verarbeitung sind schon jetzt stark reguliert. Auf dem Acker werden Proben gezogen. Für die fertigen Produkte gelten strenge Grenzwerte, überwacht durch die Gesundheitsbehörden.

Wir freuen uns auf deinen Vortrag! Vielen Dank für deine Erläuterungen.

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, darf die Buchvorstellung von Maren “H is for HEMP” – How has industrial hemp manifested globally in climate change mitigation?“ am 27.04.2022 um 15:45 Uhr nicht verpassen, die in eine Panel Discussion übergeht um 16:15 Uhr, um zu diskutieren: „Can hemp help to reduce our global carbon footprint?“ Die Vorträge finden in der EXPERT TALKS Area der PERFOMANCE DAYS statt, in der Halle C1 der Messe München und werden per Livestream auf die PERFORMANCE DAYS Loop Webseite übertragen, mit live Q&A. Dabei sein lohnt sich!

Der Eintritt zur Messe und auch die Vorträge sind für Besucher kostenfrei! Es wird empfohlen, sich vorab auf http://www.performancedays.com zu registrieren und das Eintrittsticket zu sichern, um Wartezeiten an den Eingängen zu vermeiden.