1
Talsohle erreicht?
 Zur Auswahl zurückkehren News 
Konjunktur 07.2020

Auch für den Monat Mai fallen die wichtigen Konjunkturzahlen weiter, zum Teil unvermindert deutlich. Ein Großteil der Wirtschaft befand sich noch im Lockdown, sodass nach wie vor die Bekleidungsindustrie noch stärker betroffen ist als Textil. Angesichts der sukzessiven Lockerungen ab Ende Mai sowie der stetig positiveren Erwartungen der Unternehmen besteht Hoffnung auf eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte.

Die Umsätze sinken auch im Mai weiterhin unvermindert stark im zweistelligen Bereich. Bekleidung ist durch die Schließungen des Einzelhandels weiterhin besonders betroffen (-31,8 % gegenüber Vorjahresmonat, -20,8 % in den ersten fünf Monaten), aber auch Textil muss massive Rückgänge (-24,8 % bzw. -11,8 %) verkraften. Auch wenn die Talsohle erreicht zu sein scheint und zumindest die saisonbereinigten Indizes wieder beginnen zu steigen, kann vom Ende der Krise noch keine Rede sein.

Die Beschäftigung nimmt konsequenterweise weiter ab. Ende Mai waren es -4,5 % bei Textil und -8,1 % bei Bekleidung im Vergleich zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Dabei ist zu beachten, dass der tatsächliche Abbau von Kapazitäten berücksichtigt wird, Kurzarbeiter und ruhende Arbeitsverhältnisse sind hiervon nicht betroffen.

Auch die inländische Produktion ist in beiden Segmenten besonders in den vergangenen zwei Monaten eingebrochen.

Für die ersten fünf Monate steht bei Textil ein Minus von -12,1 %, bei Bekleidung von -22,6 % zu Buche. Entsprechendes gilt für die Auftragseingänge: zweistellige Rückgänge per Mai (Textil -13,3 %, Bekleidung -16,7 %).

Ein Ende der Talfahrt ist hier nicht auszumachen: Im Monat Mai gingen die Auftragseingänge bei Textil um -27,0 % zurück, bei Bekleidung waren es -39,8 %.

Die Erzeugerpreise steigen unverändert leicht an. Diese Tendenz bleibt trotz der Corona-Krise bestehen, die Raten bleiben nahezu unverändert.

Der Umsatz im Bekleidungseinzelhandel ist aufgrund der im März erlassenen Maßnahmen massiv eingebrochen.

Zwar ist das Monatsminus mit -25,3 % gegenüber Mai 2019 schon etwas besser als die -75,1 % des Vormonats April, aber insgesamt ist per Mai ein Drittel des Umsatzes im Bekleidungseinzelhandel entfallen. Der gesamte Einzelhandel hat mit +2,4 % in der Krise dem gegenüber sogar zugelegt.

Auch beim Außenhandel zeigen sich im Mai, wie schon im Vormonat, die vollen Auswirkungen der Corona-Krise: Textil und Bekleidung exportieren -17,8 % bzw. -17,5 % weniger. Die extreme Zunahme bei Textilimporten (+190,5 % im Mai) hat sich noch einmal fortgesetzt. Dies ist jedoch weiterhin ausschließlich auf konfektionierte Ware im Zusammenhang mit Mund-Nasen-Masken zurückzuführen.

Der Einfuhrüberschuss steigt damit per Mai nochmals und liegt jetzt bei +62,4 %.

Die Rohstoffeinfuhren sinken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um -24,2 %.

ifo-Konjunkturklimaindex Juli 2020
Im Juli verbessert sich das Konjunkturklima bei den Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie weiter. Damit folgt Textil und Bekleidung dem Trend im verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Bemerkenswert ist dabei, dass die Beurteilung der aktuellen Lage zur Mitte des Jahres 2020 noch immer schlecht ist; die Klimaverbesserungen ergeben sich aus den steigenden Erwartungen für die kommenden Monate. Es bleibt zu hoffen, dass die Erwartungen der Unternehmen durch wieder ansteigende Konjunkturzahlen ab der zweiten Jahreshälfte bestätigt werden.