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Umweltschonende Mehrweg-Schutztextilien aus heimischer Produktion
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Branche verzeichnet deutliche Einbußen gegenüber dem Vorjahr

„Viele sächsische Textil- und Bekleidungshersteller haben binnen kürzester Frist auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagiert. Neben Mund-Nasen-Masken für den Alltagsgebrauch haben sie hoch wirksame textile Schutzprodukte entwickelt, regionale Kooperations- und Lieferketten aufgebaut und Kapazitäten für die Serienproduktion geschaffen“, berichtete Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer des in Chemnitz ansässigen Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti), bei einem Medientermin am 26. Juni 2020 in Treuen. Das sei vor allem möglich gewesen, da rund 30 heimische Firmen und Institutionen bereits seit mehreren Jahren in dem vom vti gesteuerten und vom Freistaat Sachsen unterstützten Gesundheitstextilien-Netzwerk „health.textil“ zusammenwirken. Wie der vti-Hauptgeschäftsführer weiter ausführte, liege der Schwerpunkt bei den meisten Neuentwicklungen auf der Nachhaltigkeit: „Nach wie vor bevorzugen sehr viele Anwender im Gesundheitswesen aus Asien importierte Einweg-Schutztextilien. Dabei handelt es sich in der Regel um Sondermüll, der aufwändig entsorgt werden muss. Das ist freilich keine Lösung für die Zukunft. Unsere Firmen erbringen den Beweis, dass derartige Spezialprodukte vielfach nutzbar sind und obendrein regional erzeugt werden können.“

Ein signifikantes Beispiel dafür ist die für Klinik und Pflege geeignete Mehrweg-Arbeitsbekleidung, die ein Konsortium sächsischer Firmen auf den Markt gebracht hat. Das Flächenmaterial dafür liefert die VOWALON Beschichtung GmbH, Treuen. Es ist bakterien- und virendicht, hydrolyseresistent, dampfsterilisierbar, waschbeständig bei 95 Grad Celsius, desinfizierbar sowie resistent gegen Blut, Urin, Öle und Fette. Die auf einem atmungsaktiven Gewebe aufgebrachte PUR-Beschichtung ist biokompatibel gemäß DIN EN ISO 10993-5/-10). Die gestrickten Bündchen, die das Handgelenk dicht und elastisch umschließen, kommen aus der Strumpfwerk Lindner GmbH, Hohenstein-Ernstthal. Zuschnitt und Konfektionierung erfolgen in der Friedrich Seidel GmbH, Treuen OT Schreiersgrün. Der unter dem Label „seidel“ bekannte Modeproduzent setzt dabei Nähfäden aus der Alterfil Nähfaden GmbH, Oederan, ein. „Selbstverständlich ist ein derartiges in Deutschland produziertes umweltfreundliches Mehrweg-Textil in der Anschaffung teurer als ein Einweg-Exemplar. Doch bereits nach zirka 10 Reinigungen und Wiederverwendungen ist der angebliche Preisvorteil der Wegwerf-Variante keiner mehr - dann bewegen sich die Mehrweg-Anwender bereits in der Gewinnzone“, erläuterte seidel-Geschäftsführer Axel Seidel. „Hinzu kommen unsererseits garantiert hohe Qualität und Liefertreue Made in Germany. Wer also sein Personal in Zukunft sicher und krisenfest ausstatten möchte, sollte sich bei hiesigen Herstellern umschauen. Einen guten Überblick ermöglicht die auf der Homepage unseres Verbandes vti veröffentlichte Anbieter-Liste.“

Ein anderer sächsischer Firmenverbund hat viren- und bakterienabweisende Mehrweg-Gesichtsmasken für die Großserienproduktion entwickelt: Auf den Wirkmaschinen der Spiga Spitzen- und Gardinenfabrikation GmbH, Flöha OT Falkenau, entsteht das am Gesicht des Trägers anliegende textile Grundmaterial. Fixierung, feuchtigkeitsregulierende und antibakterielle Ausrüstung erfolgen in der Textilausrüstung Pfand GmbH, Lengenfeld/Vogtland. Vowalon versieht die Masken in einem Beschichtungsprozess mit der Viren abwehrenden „Außenhaut“ (wie im vorangegangenen Beispiel zur Arbeitsbekleidung beschrieben – zertifiziert nach DIN EN ISO 10993-5/-10). Der optimale Halt am Kopf des Trägers ist dadurch gewährleistet, dass die „Ohrenschlaufe“ bereits eingearbeitet ist. Zusätzlich Bändchen o. ä. sind nicht nötig. Wie Spiga-Geschäftsführer Nico Mach erläuterte, dürfen Mund-Nasen-Masken im Herstellungsprozess nicht mit gesundheitsschädlichen Substanzen behandelt werden; d. h. sie müssen schadstofffrei sein. Außerdem müsse gewährleistet sein, dass sich auch beim längeren Tragen keine Faserstücke bzw. Partikel lösen und in die Atemwege gelangen können. Die unter dem Label „Spiga Care“ angebotenen Masken seien eine ressourcenschonende und zugleich kostengünstige Alternative zu Einweg-Masken.

Der vti weist darauf hin, dass derartige Neuausrichtungen von Sortimenten für medizinische Anforderungen bei den mittelständischen Unternehmen einen erheblichen Aufwand erfordern (Materialeinkauf, Flächenherstellung, Ausrüstung/Veredlung, Beschichtung, Konfektion sowie Prüfung und Zertifizierung): „Zu den Rahmenbedingungen der Textilproduktion in Deutschland und Europa gehören im Vergleich zu Asien hohe Löhne und Sozialleistungen sowie enorme Energiekosten – zuzüglich EEG-Umlage und CO²-Besteuerung. Wenn also die Versorgung mit systemrelevanten Schutztextilien aus hiesiger Produktion gesichert werden soll, müssen die Ausschreibungen dafür den nationalen bzw. europäischen Gegebenheiten angepasst werden. Zudem benötigen die Hersteller Planungssicherheit, d. h. mittel- bis langfristig garantierte Abnahmemengen. Außerdem müssen Gesetzgeber und staatliche Behörden schärfer kontrollieren, ob die aus Asien importierten Schutztextilien wirklich das halten, was ihre Zertifizierungsstempel versprechen.“

Mareen Götz, die gemeinsam mit ihrem Bruder Gregor Götz die Geschäfte von Vowalon führt, verwies beim Medientermin auf das Konjunkturpaket der Bundesregierung: „Im Punkt 54 ist festgelegt, dass für Epidemie-Fälle eine vorausschauende Bevorratung nötig ist. Wörtlich heißt es: ‚Der Bund wird eine nationale Reserve an persönlicher Schutzausrüstung aufbauen. Dies muss jedoch auch dezentral in den medizinischen Einrichtungen und beim Katastrophenschutz der Länder erfolgen. Dies soll gesetzlich verankert werden. Der Bund wird die entsprechende Erstausstattung finanziell unterstützen (Finanzbedarf: 1 Mrd. EUR).‘ Wir hoffen nun, dass wir mittelständische Produzenten in diesen Prozess einbezogen werden und dass die zuständigen Beschaffungsstellen die Vorteile von umweltfreundlichen Mehrwegprodukten erkennen.“

Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto berichtete in Treuen, dass der Verband bereits in der Anfangsphase der Corona-Epidemie Anstrengungen unternommen hatte, um die Entscheidungsträger in der Gesundheitspolitik mit der Komplexität dieser Thematik vertraut zu machen: „Wir haben deutlich gemacht, wie der Bedarf von viren- und bakterienabweisenden Mehrweg-Schutztextilien für Klinik, Pflege, Katastrophenschutz u. ä. aus heimischer Produktion nachhaltig und krisenfest gesichert werden kann. Es muss also jetzt darum gehen, bei diesen systemrelevanten Sortimenten die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Gern haben wir deshalb die Initiative sächsischer Textilhersteller zu einem Arbeitstreffen mit Entscheidungsträgern aus Politik und Behörden am 26. Juni in Treuen unterstützt.“

Hochrangige politische Gäste bei den Textilunternehmern
Marco Wanderwitz, Ostbeauftragter der Bundesregierung, die Bundestagsabgeordnete Yvonne Magwas, Landtagsabgeordneter Sören Voigt sowie Thomas Rechentin, Amtschef im Sächsischen Innenministerium, Rolf Keil, Landrat des Vogtlandkreise, und die Treuener Bürgermeisterin Andrea Jedzig waren der Einladung zum Arbeitstreffen mit den Textilunternehmern gefolgt.

Statement von Marco Wanderwitz, Ostbeauftragter der Bundesregierung
„Wir stehen aktuell vor einer nie dagewesenen Herausforderung, nicht nur für die Wirtschaft, sondern für unsere gesamte Gesellschaft. Der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD hat am 3. Juni 2020 die Eckpunkte für ein Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket beschlossen. Dieses beinhaltet u. a., dass Deutschland im Bereich von medizinischer Schutzausrüstung, der Herstellung von Wirkstoffen und deren Vorprodukten sowie in der Impfstoffproduktion über größere Kapazitäten und mehr Unabhängigkeit verfügt. Daher wird ein Programm zur Förderung der flexiblen und im Falle einer Epidemie skalierbaren inländischen Produktion wichtiger Arzneimittel und Medizinprodukte aufgelegt. Hierfür sollen insgesamt rd. 1 Mrd. Euro veranschlagt werden. Bundesregierung und Bundestag arbeiten jetzt mit Hochdruck an der Umsetzung dieser Beschlüsse. Ich verspreche Ihnen, dass wir alles dafür tun werden, dass die Unternehmen möglichst unbeschadet durch diese schwierigen Zeiten kommen, damit sie danach wieder durchstarten können.“

Statement von Thomas Rechentin, Amtschef im Sächsischen Innenministerium:
„Mit Ausbruch der Corona-Pandemie stieg der weltweite Bedarf an zertifizierter Schutzausstattung insbesondere für Krankenhäuser, Gesundheitsämter, Arztpraxen, Rettungsdienste sowie für Alten- und Pflegeheime stark an. Zahlreiche Staaten lieferten sich einen Wettkampf, beispielsweise in China, um Atemschutzmasken, Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Schutzanzüge und Schutzbrillen. Aufgrund der hohen Nachfrage stiegen natürlich die Preise. Unterbrochene Lieferketten, pandemiebedingt komplizierte Transportwege in Asien sowie mitunter nicht zertifizierte Ware stellten auch uns im Freistaat Sachsen vor große Herausforderungen bei der Sicherstellung des Nachschubes bei unseren Bedarfsträgern. Mithilfe unserer zum Innenministerium gehörenden Task-Force-Beschaffung und leistungsstarker Logistikdienstleister ist es schließlich gelungen, Warenbestände aufzubauen und die hiesige Nachfrage zu decken. Aber eines ist uns klar geworden: Im Falle einer Pandemie müssen wir unabhängiger von asiatischen Märkten und selbst in der Lage sein, insbesondere Ärzte, Gesundheitsämter, Rettungs- und Pflegekräfte mit Schutzausstattung zu versorgen. Es ist schließlich unerlässlich, dass wir uns im Falle einer Pandemie um die kümmern, die sich um uns kümmern, und eine strategische Reserve aufbauen. Deshalb ist es uns wichtig, sächsische Textil- und Bekleidungsunternehmen mit der Produktion von Schutzausstattung zu beauftragen. Erste Gespräche fanden bereits statt, ein Vergabeverfahren soll noch in diesem Jahr starten. Mit daraus resultierenden Aufträgen hätten wir im Falle einer Pandemie feste Partner an unserer Seite, die sofort mit der Produktion beginnen könnten. Außerdem stärken wir unserer heimischen Wirtschaft den Rücken.“

vti zur aktuellen Situation in der ostdeutschen Branche
Die ostdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie hatte bereits Ende 2019 einen rückläufigen Umsatz zu verzeichnen. Dieser Trend setzte sich im 1. Quartal dieses Jahres fort und wurde durch die beginnende Corona-Krise noch verstärkt. Der vti geht auf Basis vorläufiger Schätzungen davon aus, dass der Gesamtumsatz der Branche zur Jahresmitte um weit über zehn Prozent unter dem des 1. Halbjahres 2019 liegt. In ähnlicher Größenordnung schrumpften die Exporte. Der Beschäftigungsabbau fiel bislang relativ moderat aus, da viele Firmen die Kurzarbeiterregelungen nutzen.

Von den rund 16.000 Beschäftigten sind 12.000 in Sachsen und 2.500 in Thüringen tätig. Damit gehört diese Region neben NRW, Baden-Württemberg und Bayern zu den vier großen deutschen Textilstandorten. Sie verfügt über moderne Spinnereien, Webereien, Strickereien, Wirkereien, Vliesstoffhersteller, Stickereien, Veredelungsbetriebe und Konfektionäre sowie über leistungsfähige Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Weit mehr als die Hälfte des Umsatzes der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsbranche entfiel bislang auf die Technischen Textilien, gefolgt von den Heimtextilien mit rund 30 Prozent und dem Bekleidungssektor mit zirka 10 Prozent. Der vti wirkt als Interessenvertreter auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, als Tarif- und Sozialpartner sowie als Dienstleister für seine rund 160 Mitgliedsunternehmen.

http://www.vti-online.de

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