Die Folgen der Coronavirus-Pandemie beeinträchtigen die Lieferketten der Fashionbranche zwischen Asien und Deutschland immer mehr. Nachdem die Modemarken vor Wochen Lieferverzögerungen von Bekleidung aus China schlucken mussten, wird jetzt der Import aus Bangladesch gestört. Bekleidung trifft bis zu 30 Tage später als geplant in Deutschland ein. Das geht aus einer Analyse des Bochumer Softwarehauses Setlog vom 28. März hervor. Das Unternehmen hat dafür die Supply-Chain-Daten von rund 100 Fashionmarken in seinem Softwaretool OSCA ausgewertet.
Wer noch fertige Ware aus Asien nach Deutschland transportieren will, sollte laut Setlog-Vorstand Ralf Düster umgehend reagieren. Zum einen hätten sich die Seefrachtraten von Asien nach Europa auf dem Spotmarkt in kürzester Zeit zum Teil bereits preislich verdoppelt. Zum anderen gebe es aus einem der größten Produktionsländer, Bangladesch, keine direkten Seeverbindungen, so dass die Ware erst über begehrte Feeder aus dem Hafen von Chittagong zum Beispiel zu den großen Mutterschiffen nach Singapur oder Colombo gebracht werden müsse. „Im Vorteil ist, wer kurzfristige Veränderungen in der Supply Chain mit allen Partnern über eine zentrale, digitale Plattform steuern kann, um wichtige Ware priorisiert transportieren zu lassen “, betont Düster.
Der Supply Chain Experte rechnet nicht mit einer Entspannung der Lage. Weil nicht nur Lieferanten die Produktion in den nächsten Tagen ruhen lassen, sondern auch die Behörden nur Notöffnungszeiten anbieten, kann es Düster zufolge im Exportbereich zu weiteren Engpässen und noch längeren Lieferzeiten kommen.
Zu schaffen macht den rund 4.600 Bekleidungsfabriken schon seit Beginn der Pandemie der Import von Rohwaren aus anderen asiatischen Ländern. Ähnlich erging es China. Deshalb konnten zum Teil Produktionen nicht pünktlich beginnen. Langfristig fehlen den Unternehmen und den 4,1 Millionen Beschäftigten in Bangladesch, dem weltweit zweitgrößten Bekleidungsproduzenten, schon jetzt die Perspektiven.
Denn die Abnehmer der Waren, etwa 60 Prozent werden in europäische Länder geliefert, haben bereits 828 Millionen Kleidungsstücke im Wert von 2,39 Milliarden Euro storniert beziehungsweise terminlich geschoben. Betroffen sind davon mehr als 960 Fabriken, wie aus den Zahlen der Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA) hervorgeht. Die BGMEA-Präsidentin Rubana Huq befürchtet in einer Videobotschaft an internationale Einkäufer aufgrund der aktuellen Lage bereits massive Auswirkungen auf die Unternehmen und Einkommen der Beschäftigten. Sie appellierte an die Fashionmarken, die bestellten Waren zu „normalen Zahlungsbedingungen“ anzunehmen.
Setlog-Vorstand Düster rechnet damit, dass die Coronakrise in Bangladesch, dessen Exporte zu 84 Prozent aus Textilien besteht, zu Armutsproblemen führen kann. „Der Mindestlohn für Textilarbeit beträgt gerade einmal umgerechnet 95 US-Dollar pro Monat. Die Angestellten, mehr als drei Viertel von ihnen sind Frauen, verfügen kaum über Rücklagen“, betont Düster.
Bild: Textilproduktion für Modemarken: Bangladesch ist nach China der weltweit zweitgrößte Fashionproduzent. (Foto: Anna Auza / unsplash)
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