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Ausstellung Zeitkolorit stellt Verbindung von Textilien und Chemie dar
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Am Sonntag, 29. September, eröffnet im Deutschen Textilmuseum Krefeld die Ausstellung „Zeitkolorit – Mode und Chemie im Farbenrausch“. Die Ausstellung ist Teil des Verbundprojekts „Weltbunt“, in dessen Mittelpunkt die historische Farbstoffsammlung der Hochschule Niederrhein steht und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2020 mit 550.000 Euro gefördert wird. Beteiligt an dem Projekt sind neben dem Textilmuseum und der Hochschule das Museum Schloss Rheydt, die TH Köln und die TU Dresden.

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf Damenmode der 1850 bis 1930er Jahre mit einem ganz besonderen Fokus: „Wir bringen Textilien und Chemie zusammen“, sagt Annette Schieck, Leiterin des Textilmuseums. „Das ist für Textil-Ausstellungen sehr ungewöhnlich.“ Die Chemie vertritt Professor Dr. Jürgen Schram von der Hochschule Niederrhein, Projektleiter bei Weltbunt und Bewahrer der historischen Farbstoffsammlung der Hochschule.

Diese ist ein besonderer Schatz, den die Hochschule Niederrhein seit Jahrzehnten bewahrt und der seinen Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat, als die synthetischen Farbstoffe entstanden und zu einem wahren Farbenrausch führten. Doch zunächst galt es, die Applikation der Farben auf die Textilien zu testen und zu erforschen. Das geschah an der damaligen Färberei- und Appreturschule, die 1883 gegründet wurde. 1896 zog die Schule in die Adlerstraße, wo bis heute der Fachbereich Chemie der Hochschule Niederrhein untergebracht ist.

Dorthin sandten die jungen Chemie-Unternehmen des Landes wie BASF aus Ludwigshafen oder ter Meer aus Krefeld selbst ihre Farbstoffe, um deren Anwendung auf Textilien von Wissenschaftlern testen zu lassen. Nach und nach entstand die Sammlung, die heute mit mehr als 10.600 Flaschen die weltweit größte ihrer Art ist und seit einigen Jahren zum Teil im Mönchengladbacher Technikum im Monforts-Quartier gezeigt wird.

Ziel des 2018 gestarteten Projekts ist es, diese chemischen Vorgänge zu erforschen. Dabei helfen unter anderem die Farbmusterbücher, die bei der TH Köln lagern, in denen Rezepturen für die Applikation von Farben aufgeführt sind. „Wir wollen die Entwicklungsprozesse der Farbstoffe durch chemische Analyse verstehen“, sagt Jürgen Schram, der am Fachbereich Chemie instrumentelle Analytik lehrt.

Interessant ist auch der Beitrag zur Regionalgeschichte, den das Projekt leistet. Durch die Entwicklung der synthetischen Farbstoffe kam ein wirtschaftlicher Aufschwung in Gang, der besonders Krefeld zu Gute kam. Denn das Färben von Samt und Seide war besonders lukrativ, hier konnten die Unternehmen viel Geld verdienen. „Mit der Entdeckung der synthetischen Farbstoffe beginnt der Einstieg der Chemie in die Industrie und in die Wissenschaft“, erklärt Jürgen Schram. Der Grundstein für die moderne chemische Industrie war gelegt.

In der Ausstellung kann man all das sehen: Neben der bunten Mode geht es um den Farb-Produktionsstandort Krefeld mit all seinen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Die massive Verschmutzung der Umwelt verärgerte schon damals die Zeitgenossen. Es gibt eine Laborsituation mit historischem Mobiliar, Glasgefäßen, Rezeptbüchern und Musterbüchern mit gefärbten Garnen und Textilien sowie 190 originale Farbstoffgebinde aus der Farbstoffsammlung.

Ausstellungeröffnung: Sonntag, 29. September, 11 Uhr.

Foto: Prof. Dr. Jürgen Schram und Annette Schieck vor dem Schrank mit den Farbstofffläschchen im Textilmuseum.