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textil+mode-Konjunkturbericht
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DAS JAHR 2017

Das Jahr 2017 schließt mit einer Umsatzsteigerung von insgesamt +1,8 % gegenüber dem Vorjahr ab. Das entspricht nahezu der erwarteten Umsatzsteigerung von +1,7 %. Während Textil mit einem Umsatzplus von +1,3 % jedoch unter der Prognose von +2,0 % liegt, übertrifft Bekleidung mit +2,5 % die Erwartungen von ursprünglich +1,5 %. Die Beschäftigung in Deutschland steigt um +0,9 % an. Damit sind allein in Deutschland etwa 119 000 Mitarbeiter in der Textil- und Modeindustrie beschäftigt. Das sind ca. 1 000 mehr als im Vorjahr.

Bei der Beschäftigung entwickeln sich die Teilbranchen im Gleichschritt: Textil beschäftigt +0,9 % mehr Menschen als im Vorjahr, bei Bekleidung sind es +0,8 % mehr. Die Exporte entwickelten sich außergewöhnlich positiv, was an außerordentlichen Steigerungen bei Bekleidung mit einem Plus von +17,7 % liegt; hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein Teil der Steigerungen auf eine rein statistisch begründete Veränderung in der Erfassung zurückzuführen ist. Aber auch Textil konnte mit +2,6 % die Exporte steigern. Der Bekleidungseinzelhandel konnte 2017 von der guten Konjunktur und der steigenden Konsumstimmung profitieren. Während der gesamte Einzelhandel seine Umsätze um +4,4 % steigern konnte, legte der Bekleidungseinzelhandel um +8,0 % zu.

Das Jahr 2017 im Einzelnen:

Umsatz
Insgesamt steigen die Umsätze im Jahr 2017 um +1,8 %. Ursprünglich war eine Steigerung um +1,7 % erwartet worden. Insgesamt wurden die Umsatzerwartungen damit erfüllt, allerdings ergibt sich ein differenziertes Bild, wenn die Segmente Textil und Bekleidung einzeln betrachtet werden.

Der Bekleidungsumsatz hat nach einem eher schwachen Vorjahr im Jahr 2017 mit +2,5 % deutlich ins Plus gedreht. Zum Jahresende konnten besonders hohe Steigerungen erzielt werden, teilweise trotz sehr guter Vorgaben aus den Vorjahresmonaten.

Der Textilumsatz des vergangenen Jahres konnte das hohe Niveau der Vorjahre hingegen nicht halten. Auch die ursprüngliche Erwartung von +2,0 % konnte mit +1,3 % nicht erreicht werden. Die Umsatzsteigerungen waren Ende 2016 nur noch gering, allerdings mit einer leicht steigenden Tendenz am Ende des vergangenen Jahres.

Die Segmententwicklung Textil zeigt, dass bis auf die Technischen Textilien und insbesondere die Teppichherstellung, sämtliche Segmente zum Teil deutlich zulegen konnten. Die hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre bei den Technischen Textilien konnten 2017 nicht fortgeschrieben werden, und auch das Wachstumssegment Vliesstoffe hat im vergangenen Jahr nur durchschnittlich zulegen können.

Bei den Bekleidungssegmenten konnten sämtliche Sparten bis auf die Wäsche Zuwächse verzeichnen. Neben dem Segment mit dem höchsten Gewicht, der sonstigen Oberbekleidung, stachen im vergangenen Jahr Wirk/Strick und insbesondere die Arbeits- und Berufsbekleidung hervor, die wesentlich zum Umsatzwachstum beigetragen haben(1).

Sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung ist im abgelaufenen Jahr der Umsatzbeitrag des Auslands höher als der des Inlands. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung des Auslandsmarktes für die gesamte Branche. Besonders deutlich war der Unterschied bei Textil, hier war der Umsatzbeitrag des Inlands 2017 sogar leicht negativ. Auch wenn Bekleidung von der weiterhin guten Inlandskonjunktur profitieren konnte und der inländische Markt in hohem Maß zum guten Umsatzergebnis beigetragen hat, bleibt besonders die EU aber auch das übrige Ausland entscheidend für das Umsatzplus.

Beschäftigung
Die Beschäftigung hat sich in den vergangenen Jahren tendenziell positiver entwickelt. Seit drei Jahren war im Inland nun insgesamt ein leichter aber stetiger Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen, und zwar gegen den langjährigen Trend. Insgesamt stieg die Beschäftigung im vergangenen Jahr 2017 um +0,9 % (davon Textil +0,9 %, Bekleidung +0,8 %).

Die Lohn- und Gehaltssummen steigen deutlich an, um insgesamt +2,6 % (VJ: +2,3 %), und dies bei (auch aufgrund der geringeren Anzahl von Arbeitstagen) leicht sinkenden geleisteten Arbeitsstunden (-0,3 %). Bei Bekleidung ist die Diskrepanz zwischen der Steigerung der Lohn- und Gehaltssumme (+3,7 %) zu den geleisteten Arbeitsstunden (-0,7 %) höher als bei Textil (+2,0 % bzw. +/- 0,0 %).

Die Produktion steigt im Jahr 2017 bei Textil wie schon im Vorjahr an (+3,0 %), bei Bekleidung geht die inländische Produktion trotz der guten Konjunkturlage um -2,2 % zurück. Allerdings ist der Produktionsindex aufgrund seiner engen statistischen Definition gerade im Bekleidungssektor nur eingeschränkt aussagekräftig.

Preise und Einzelhandel

Der Erzeugerpreisindex (Inlandsabsatz) für textile Produkte bewegt sich in den vergangenen Monaten kaum. So sind die Erzeugerpreise auch im vergangenen Jahr 2017 bei Bekleidung mit +0,1 % nahezu konstant geblieben. Auch textile Produkte steigen mit +0,6 % im Jahr 2017 nur leicht an.

Die Umsätze des textilen Einzelhandels (inkl. Schuhe) stiegen - nach einem unbefriedigenden Jahr 2016 – im Jahr 2017 mit insgesamt +5,1 % deutlich an, im Versand- und Onlinehandel sogar um +7,3 %. Allein der Bekleidungseinzelhandel legte, nach einem rückläufigen Vorjahr 2016, mit +8,0 % besonders kräftig zu. Das ist sogar deutlich mehr als der Einzelhandel im Jahr 2017 insgesamt, der die Umsätze um +4,4 % steigern konnte.

Der langfristige Vergleich von Stationärem und Onlinehandel zeigt, dass die Wesentlichen Umsatzsteigerungen seit etlichen Jahren aus dem Online- und Versandgeschäft resultieren.

Außenhandel

Die Exporte der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie haben im vergangenen Jahr 2017 um insgesamt +11,3 % zugelegt. Dabei ist ein Großteil der Steigerungen auf eine Strukturveränderung bei der Warenerfassung zurückzuführen, was insbesondere die Schweiz betrifft(2)1. Auch ohne diese Sondereffekte stiegen die Bekleidungsexporte in die wichtigen Länder und Regionen an; Sorgen bereitete dabei in erster Linie wiederum die Türkei. Allerdings scheinen sich die Exportaussichten nach Russland nun wieder zu erholen. Bisher krisenfest erwiesen sich auch die Exportmärkte USA und Vereinigtes Königreich. Der EU–Binnenmarkt bleibt der wichtigste Absatzmarkt.

Bei den Importen bleibt zwar nach wie vor China der größte Beschaffungsmarkt; Länder wie Kambodscha, Pakistan und insbesondere Myanmar haben jedoch, wie auch schon im Jahr 2016, im vergangenen Jahr 2017 kräftig aufgeholt, während die EU-Importe in der Bedeutung für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie abgenommen haben. Die Importe stiegen 2017 um insgesamt +2,1 %.

Kurzfristige Perspektiven
Betrachtet man die Auftragsbestände und deren Trendentwicklung einerseits sowie die (darauf folgenden) Umsätze andererseits im Zusammenhang, so ergibt sich folgendes Bild: Die Auftragsbestände bei Textil haben im Jahr 2017 deutlich zugelegt. Ein leichter Aufwärtstrend bei den nachfolgenden Umsätzen ist auszumachen, auch wenn die Dynamik des Aufbaus von Aufträgen am aktuellen Rand etwas nachgelassen hat. Ein eindeutiger Trend ist nicht auszumachen, so dass dieses Chart für die kommenden Monate eher eine weiterhin stagnierende Entwicklung auf niedrigem positiven Niveau nahe legt. Demgegenüber deuten sowohl die Entwicklung der Auftragsbestände sowie die korrespondierenden Umsätze im Bekleidungssegment auf eine ungebrochen gute Konjunktur für die kommenden Monate hin.

ifo-Konjunkturklimaindex Februar 2016 – Februar 2017

Auch der ifo–Konjunkturklimaindex bestätigt die Schlussfolgerungen aus den Auftragsbeständen: ein aktuell leichter, aber stabiler Aufwärtstrend bei Bekleidung. Textil scheint demgegenüber der allgemein guten Konjunkturlage nur zögerlich folgen zu können, jedoch ist die Stimmung bei den Textilunternehmen im Vergleich zu 2016 deutlich verbessert. Insgesamt ist der Ifo-Index für das gesamte verarbeitende Gewerbe jedoch seit zwei Jahren ungebrochen positiv, auch wenn im aktuellen Monat Februar der Index rückläufig war.


(1) Ein Teil der positiven Entwicklung im Jahr 2017 bei der Arbeits- und Berufsbekleidung ist darauf zurückzuführen, dass es bei einigen Unternehmen mit hohem Gewicht in der Statistik Veränderungen gegenüber der statistischen Erfassungsmethode des Vorjahres gegeben hat. Auch die Steigerung bei Wirk/Strick ist wesentlich auf einen statistischen Sondereffekt durch ein unterjährig hinzugekommenes Unternehmen mit relativ hohem Gewicht zurückzuführen. Beide Effekte werden sich im Jahr 2018 relativieren.

(2) Bisher wurde im grenzüberschreitenden Verkehr eine eigene Warenkategorie „Sonstige Sortimente“ geführt. Da diese Kategorie, im Wesentlichen durch Online-Retouren und komplexere Logistik, überproportional wuchs, werden ab 2017 die „Sortimente“ derjenigen Warengruppe zugeordnet, aus denen die Sortimentsbestandteile bestehen. Davon ist die Bekleidung überproportional betroffen, und dort wiederum überproportional die Schweiz. Ohne diesen Effekt beträgt die tatsächliche Exportsteigerung in die Schweiz statt +85,3 % nur +9,1 %.